Endlich habe ich mein Nähzeug sortiert. Eine meditative Tätigkeit, die alle paar Jahre dran ist, denn sonst wäre ich eines Tages als Kokon in Fäden und Nähgarne gewickelt auf einer Halde von Knöpfen aufgewacht.
Was mich dabei überrascht hat, waren diese drei alte Taschen für Nähzeug Utensilien, in dem Moment, als ich sie zusammen betrachtet habe.
Drei Geschichten.
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Die erste habe ich von meinem Papa bekommen
als ich mich für die Handarbeiten interessiert habe und die Schönheit von dem alten, ziemlich strapazierten Beutel wertschätzen konnte. Er hatte sie, wie ich mir denken kann, aus seinem Elternhaus. Lange Zeit passte mein ganzes Zeug da rein, später sammelte sich mehr und wanderte ins Nähkästchen (das ich im richtigen Moment auf der Straße gefunden habe).
Trotzdem war der Beutel immer noch im Gebrauch. Ich finde es faszinierend, wie liebevoll jemand die Nadelfläche, wie ein kleines offenes Buch dekoriert hat, genauso die Mini-Taschen mit Perlmuttknöpfen und Ziernähten.
Wer und wann? Das weiß ich nicht.
Ich verbinde damit eine gewisse Wärme, vor allem der Innenstoff ist eine Art Flanell, weich und angenehm.
Der Stoff außen ist etwas fester, seine Streifen in Orange harmonieren mit dem Faden der Ziernähte im Inneren. In sich alles stimmig und mit den kleinen Laschen genau durchdacht.
Die zweite ist und bleibt ein Geheimnis.
Ich weiß nicht wie sie zu mir gefunden hat. Ihre drei Taschen, ungefähr gleich groß, haben keine weiteren Unterteilungen. Vielleicht hatte das nichts mit Nähen zu tun, vielleicht hing sie an der Wand oder diente als Reisebehälter, aber für was? Taschentücher mit fein umhäkelten Rändern?
Hier hat sich jemand auf jeden Fall ausgetobt – die Wahl von Stickereien hat nichts mit den sorgfältigen Ziernähten der grünen Tasche zu tun. Fast wie Kalligrafie, geheime Zeichen nach einem bestimmten System verteilt, was jetzt nicht mehr entziffert werden kann. Eigenwillig und fast irritierend, faszinieren sie mich jedes Mal, wenn ich sie sehe. Ich glaube, sie besitzen eine unglaubliche gestalterische Freiheit, halten sich an keine Vorlagen und sind sehr weit von „nett“ entfernt. Immer wieder überlege ich, ob ich sie reparieren soll, das Loch an der Spitze, und lasse es doch sein. Die schwarze Umrandung, ziemlich schlecht mit Nähmaschine aufgenäht, war schon immer Teil des Objekts und ich versuche nicht, sie zu ersetzen.
Die letzte Tasche kenne ich am besten
weil ich sie als Kind gemacht habe. Es pikst noch in den Fingerkuppen, wenn ich daran denke, wie ich den festen Baumwollstoff bearbeitet habe. Ein Test meiner Geduld in der Grundschule, ein Geschenk an meine Mutter, Etui für ihre Strick- und Häkelnadeln. Hält immer noch, ihre Stricknadeln benutze ich auch weiter.
Ich finde es seltsam, dass ich sie erst jetzt, als ich alle drei zusammen gesehen habe, hier zeigen wollte. Was mich oft bei solchen Objekten überfällt ist Respekt für Zeit und Geduld, die sich in der entschleunigten Arbeit manifestieren.
Übrigens, andere Taschen, die ich als Recycling-Projekte gemacht habe findet ihr hier. Und hier eine Umnutzung eines Nähkästchens.
ENGLISH: Three sewing kit bags
I have finally sorted my sewing stuff. A meditative activity that I have to do every few years, otherwise I would have woken up one day wrapped in a cocoon of threads and sewing yarn on a pile of buttons.
What surprised me were these three old bags for utensils, the moment I looked at them together.
Three stories.
I got the first one from my dad
when I became interested in needlework and could appreciate the beauty of the old, rather worn bag. He had it, I imagine, from his parents’ house. For a long time, I could fit all my stuff in there, but later more stuff gathered and ended up in the sewing box (which I found on the street at just the right moment).
Nevertheless, the bag was still in use. I find it fascinating how lovingly someone has decorated the needle area like a little open book, as well as the mini pockets with mother-of-pearl buttons and decorative stitching.
Who and when? I don’t know.
I associate it with a certain warmth, especially the inner fabric is a kind of flannel, soft and cosy.
The fabric on the outside is a little firmer, its orange stripes harmonise with the thread of the decorative stitching on the inside. Everything is harmonious and well thought out with the small straps.
The second is and remains a secret.