Heute: Spielkarten. Aber nicht zum spielen, sondern für verschiedene Solitaires.
Vor meiner Computerzeit legte ich sie mit echten, duftenden Karten und dieses Patience Ritual, sich die Pause zu nehmen und ein Rätsel mit Zeichen und Figuren und der Schicksalskomponente zu lösen, war genau mein Ding.
Manchmal mit einer Kerze und einer guten Tasse Tee, so wirklich zelebriert, oft aber einfach zwischen Tür und Angel, um den Kopf zu lüften oder eine ja/nein Antwort zu bekommen.
Das genau wussten die Autoren der digitalen Bespaßung: Patiencen machen süchtig. Die auf dem Bildschirm genauso wie die analogen.
Aber eine neue Möglichkeit brachten die Computer-Solitaires mit sich: Strg+Z.
So kann ich das Schicksal austricksen, das gleiche Spiel bis zum Anfang zurückspulen und noch einmal, vielleicht mit mehr Glück, versuchen.
Manche Spiele haben für mich eine versteckte Botschaft in sich, sie strahlen es aus dass eine Lösung existiert, ich muss nur sie einfach finden.
Wie im richtigen Leben, hätte man hunderte Schritte vorher in der Stadt nicht in die erste, sondern in die zweite Gasse gehen können, hätte der Schmetterling in China es verstanden und ein neues Szenario geöffnet.
Bemerkenswert ist, dass wenn es partout nicht klappt, lasse ich los und mache Quatsch, ein paar scheinbar unlogische Manöver, die mich nicht zur Lösung bringen können – und gerade dann finden sich die Sequenzen, die bei nüchterner Strategie Widerstand leisteten. Auch wie im richtigen Leben…
Die Solitaires begrünen also meinen Bildschirm ab und zu, wenn ich Podcasts höre, wenn ich dem Kopf den freien Lauf gönnen kann. Das Spiel hetzt mich nicht und das Gefühl, eine Ordnung der Sequenzen herzustellen, ist ein positiver Moment.
(Ich sehe schon das Schulterzucken von denen, die für ihre positiven Momente, unter Blitzen und Explosionen, glitzernde Kreaturen auf dem Bildschirm in Lichtgeschwindigkeit abschießen).
Immer wieder überfällt mich die Sehnsucht, echte Karten zu benutzen. Entschleunigung! Sie lassen meine Handlungen nicht ungeschehen machen, leuchten mir nicht ins Gesicht, brauchen mehr Zeit zum Mischen und Legen, verrutschen manchmal und liegen nicht in braven Reihen. Und das Erfolgserlebnis kommt seltener. Aber das Ritual an sich meldet sich und ich bin dann in Versuchung, diese Zeit für mich zu nehmen, meine Gedanken analog zu resetten.
Wenn ich die beiden Möglichkeiten, Patiencen zu legen, miteinander vergleiche, ist damit keine Gegenüberstellung gemeint, die das eine oder das andere favorisiert. Kein Schwarz-Weiß.
Es ist weder ein Plädoyer für die Digitalisierung, noch eine Oldschool Stimme für die klassische Methode.
Das Schöne ist, dass beide gleichzeitig nebeneinander friedlich existieren und unter verschiedenen Bedingungen, je nach Stimmung, plötzlich auftauchen können. Jetzt bin ich gerade auf den Geschmack gekommen…
ENGLISH: Classic or digital solitaire
Today: playing cards. Not for playing, but for various solitaires.
Before my computer days, I used to lay them with real, gently scented cards and this solitaire ritual of taking a break and solving a puzzle with signs and figures and the fate component was exactly my thing.
Sometimes really celebrated with a candle and a good cup of tea, but often just on the fly to clear my head or get a yes/no answer.
The authors of the digital entertainment knew this very well: Solitaires are addictive. The ones on the screen just as much as the analogue ones.
But the digital solitaire brought a new option with it: Ctrl+Z.
This allows me to trick fate, rewind the same game to the beginning and try again, perhaps with more luck.
Some games have a hidden message for me, they tell me that a solution exists, I just have to find it.
Just like in real life, if you had taken the second alley in the city instead of the first one hundreds of steps earlier, the butterfly in China would have understood the message and opened up a new scenario.
It’s remarkable that when things just don’t work out, I let go and mess around, make a few seemingly illogical manoeuvres that can’t get me closer to the solution – and that’s when I find the sequences that would have resisted a sober strategy. Just like in real life…
The Solitaires therefore fill my screen from time to time when I’m listening to podcasts, when I can let my mind run free. The game doesn’t rush me and the feeling of creating order in the sequences is a positive moment.
(I can already see the shrugging shoulders of those who shoot glittering creatures on the screen at the speed of light for their positive moments, amid flashes and explosions).
Again and again, I feel a longing to use real cards. Deceleration! They don’t undo my actions, don’t shine in my face, take longer to shuffle and lay, sometimes slip and don’t lie in neat rows. And the sense of achievement comes less often. But the ritual itself comes back to tempt me to take this time for myself, to reset my thoughts in an analogue way.
When I compare the two ways of laying solitaires with each other, it is not meant to be a comparison that favours one or the other.
It is neither a plea for digitalisation nor an old-school voice for the classic method. No black and white.
The beauty is that both can coexist peacefully at the same time and suddenly appear under different conditions, depending on the mood. Right now I’ve just acquired a taste for it…
This allows me to trick fate, rewind the same game to the beginning and try again, perhaps with more luck.