Eine alte Wettbewerbsarbeit, die ich gerade in einer Schublade neu entdeckt habe, hat mich zum Nachdenken gebracht. Nicht nur darüber, wie die Zeit vergeht, wie die Ideen alt werden oder nicht. Im Kontext der aktuellen Situation wird auch die Sicht auf manche Dinge verändert.
Diesmal habe ich eine alte Arbeit, den „Raum der Stille“ in der Coronakrise wiederentdeckt und konnte sie mit anderen Augen sehen.
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Ich habe meinen Schubladenschrank durchsucht, um eine bestimmte Sorte Papier zu finden.
Es hat sich aus Versehen eine Schublade geöffnet, in der alte Projekte liegen, die meisten noch aus der Studienzeit. Vor allem die, die keinen Erfolg hatten, aber zu schade sind, um entsorgt zu werden. Ich entsorge nicht gerne meine alten Ideen.
Das Thema war „Raum der Stille“ für ein Krankenhaus in Hannover.
Der Raum bestand eigentlich aus zwei Räumen, die im rechten Winkel zueinander standen.
Mein Entwurf hat für den Raum weiche Wände aus Stoff vorgesehen, um ihm die Härte zu nehmen und flexible Gestaltung zu ermöglichen. Die Ansichten habe ich damals in Aquarell dargestellt, wahrscheinlich deshalb habe ich sie auch aufbewahrt.
Die Decke ist mit einem weißen Stoff bespannt, es bleiben Öffnungen für die Deckenstrahler.
Wände haben raumhohe Vorhänge, alle Stoffe sind weiß und ernst. Durch einen Vorhang können beide Räume getrennt werden, so einfach und banal wie es nur geht. So können die Funktionen wechseln – zwischen Meditation und Abschied, Andacht. Die Schattenfuge zwischen den Wänden und der Decke öffnet den Raum optisch nach oben. Eine Metallkonstruktion diente der Deckenverspannung und den Wandvorhängen gleichzeitig.
Der Raum hat einen Holzfußboden, bis auf eine kleine Fläche an der Wand, die als Trog voller Kieselsteine ausgebildet wurde, durch die das Wasser plätschert. Ein paar einfachen Sitze, auch weiß und weich gepolstert.
Ein Ort zum Meditieren, zum Andenken, wo man spirituell allein sein und sich mit dem Leben und Tod befassen kann.
Ich sehe das heute wieder in dem Kontext der Coronakrise und entdecke eine neue Dimension, die Aktualität dieser Arbeit.
Die Angehörigen von Opfern der Pandemie haben oft keine Möglichkeit, Abschied zu nehmen. Ich widme ihnen diese Bilder, den nicht realisierten Raum der Stille.