Slow Design Blick auf William Morris und sein Zitat

Der visionäre Künstler der Arts and Crafts Bewegung, William Morris, taucht immer wieder auf mit dem durchaus bekannten Zitat: Have nothing in your house that you do not know to be useful, or believe to be beautiful.
Habe nichts in deinem Haus, von dem du nicht weißt, dass es nützlich ist, oder glaubst, dass es schön ist.
Ein Slow Design Blick auf William Morris und sein Zitat aus heutiger Sicht – wenn man den Satz auseinandernimmt, wird Einiges einfacher und weniger banal.

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(Scroll down down down for the English summary)

Useful ist leicht erklärt, da es mit einer Gewissheit zu tun hat. Was nützlich ist kann man also WISSEN. Mit der Zeit kann sich das ändern, die Gründe, etwas zu besitzen, sind hier an dessen praktische Seite gebunden. (Was man zu brauchen glaubt, vertiefen wir vielleicht irgendwann später).

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Das Zweite erfordert aber einen Einblick in die innere Einstellung: GLAUBEN, dass etwas schön ist. Nichts ist objektiv von sich aus schön. Geschmack erlebt auch unterschiedliche Phasen, evolviert, verblödet, reift. Dieser Glaube ist nicht übertragbar, oft unverstanden oder eigen.
So glaube ich, dass manche Glasgegenstände mit gemalten Motiven eine ganz besondere Schönheit in sich tragen – deshalb diese Fotos zu diesem Text.
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Natürlich ist idealerweise das Nützlich-gewusste gleichzeitig auch das Schön-geglaubte und dann scheinen sich die Motive, etwas im Haus zu haben, zu entspannen.
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Bei gutem Design ist das verflochten, die gut durchdachte Nützlichkeit bedeutet Schönheit und braucht keine Dekoration. Da sich die Schönheitsideale generell ändern, bekommen auch nützliche Gegenstände, die man inzwischen für nicht schön (aber läuft noch) erklärt hätte, ihre zweite Chance – den Retro Modus, Nostalgiefaktor, Vintage – wie auch immer. Man muss nur lange genug abwarten! Die Sofort-Wegschmeißer haben dazu keine Chance.
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Der Satz von Morris wird oft als Aufforderung zum Ausmisten verstanden. Das kann man so sehen, allerdings fand ich es wichtig, diese Feinheiten zwischen dem Wissen und dem Glauben unter die Lupe zu nehmen, denn schließlich geht es um unser Urteilsvermögen.
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ENGLISH SUMMARY: Slow Design, William Morris and his quote

The visionary artist of the Arts and Crafts movement, William Morris, keeps coming up with the well-known quote: „Have nothing in your house that you do not know to be useful, or believe to be beautiful“.
If you analyse this sentence in the sense of slow design, some things become simpler and less banal. Useful is easily explained because it has to do with a certainty. It can therefore be KNOWN, what is useful. This can change with time, the reasons for owning something are the practical ones (What you believe that you need, may be discussed later on).
The second, which requires an insight into the inner attitude: BELIEVE that something is beautiful. Nothing is objectively beautiful by itself. Taste also experiences different phases, evolving, stupefying, maturing. This faith is not transferable, often misunderstood, peculiar. So I believe that some glass objects with painted motifs have a very special beauty in them – hence these photos matching this text.
Ideally, of course, the useful-known is at the same time the beautiful-believed and then the reasons to have something in the house seem to relax.
In case of good design these features are interwoven, the well thought-out usefulness means beauty and needs no decoration. As beauty ideals change in general, even useful items that would have been declared not beautiful (but still running) in the meantime get their second chance – retro, nostalgia factor, vintage – whatever. You just have to wait long enough! The instant ditchers don’t have this chance.
Morris’s sentence is often understood as an invitation to declutter. I think so too, but I thought it was important to look at these subtleties between knowing and believing, because after all, it is our judgement that is at stake.

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