„Teppanyaki müsste schon dabei sein“ – habe ich gehört, als ich mich in einem hochkarätigen Küchenstudio erkundigt habe nach dem neuesten Stand von dem, was in einer modernen Küche nicht fehlen darf. O…K. Mit schweren Prospekten unterm Arm verließ ich das Studio, voller Hoffnung, dass ich mich für den Küchenumbau eines Kunden upgraden kann.
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Wie man sieht, bin ich keineswegs eine mittelalterliche Fortschrittverneinerin.
Aber meine eigenen Küchen, die ich für mich planen und ausführen durfte (with a little help from my friends) haben sich an meine, alles andere als üppige, Küchenphilosophie gehalten.
Wenn ich das jetzt zusammenfassen sollte, würden sich ein paar Punkte ergeben. Die Fotos in diesem Beitrag zeigen meine zweite Küche als Beispiel (die erste und die aktuelle kommen irgendwann dazu). Kleine Ausschnitte davon waren bereits hier und da zu sehen.
1. Wer bin ich und was brauche ich wirklich?
Die Frage stellt sich als Anfang aller Entwürfe immer wieder. Für mich kann ich das ziemlich leicht beantworten:
Selbstkocherin. Nichtauftauerin. Am-liebsten-Vegetarierin (damals, heute ganz). Porzellansammlerin. Küchentisch-Gästeempfängerin.
Die Punkte sind Programm für eine funktionale Gestaltung der Küche und für die Geräteliste.
Jemand, der selbst in der Küche arbeitet, aus frischen Zutaten Sachen bastelt und keine Fertigprodukte benutzt, braucht zum Beispiel keinen großen Kühlschrank, schon gar nicht einen Gefrierschrank. Eine Kiste weniger.
Zweite Kiste – Spülmaschine, für alte Porzellanteile ungeeignet, kein Bedarf. Die beiden großen Kisten zu eliminieren bedeutet eine Erleichterung.
Ich hatte Glück, dass meine Singleküche von Ikea (ATTITYD – leider nicht mehr im Programm) für E-Herd und Spüle und einen kleinen Kühlschrank gesorgt hat. Manche Gäste haben bei mir vergeblich nach einem Kühlschrank gesucht!
Was ich mag und was fehlte bei der Miniküche ist ein Backofen. So kam ein kleines elektrisches freilaufendes dazu, vollkommen ausreichend, saß er auf der Rohrverkleidung.
Beim Stichwort Mikrowelle ist die Lösung einfach: Sowas kommt mir nicht ins Haus.
Den Küchentisch als einzigen Esstisch in der Wohnung zu haben hat Tücken.
Die Wohnung damals mit ihren zwei Zimmern (Wohnen/Schlafen und Atelier) hat für eine separate Esssituation keine Ecke geboten. Um eine entspannte und wohnliche Esstischumgebung zu schaffen, war es nötig, einen leichten Umbau in der Küche zu veranstalten (als Mieterin, also alles temporär und rückbaubar). Auf dem Baustellenfoto sieht man noch die alte Position der Spüle, in der schmalen Küche wäre es damit zu eng für den Tisch und ich wollte meine Arbeitszone in dem vorderen Teil der Küche haben.
2. Ich stehe nicht auf „so macht man das“ Lösungen.
So kommen bei mir keine hängenden Wandschränke vor und genauso wenig die typischen Arbeitsplatten. (Die einzigen Hängeschränke habe ich über dem Unterteil des Buffets, quasi als Oberteil montiert).
Ich habe also eine gut funktionierende Küche mit Esstisch und Arbeitszone realisiert. Verlegung der Leitungen war dabei erforderlich und da die Wasser/Abwasserleitung an der alten Stelle geblieben waren, musste die Stelle verkleidet werden. Ich habe dafür ein Holzelement vom Sperrmüll mit drei Öffnungen genutzt und ein Kasten drumherum gebaut. In die Öffnungen kamen Platten mit antiken floralen Tapetenresten.
Die Leitungen, die über dem Fußboden liefen, haben eine Art Bank als Verkleidung bekommen, eine gute Abstellfläche (zur Not auch als Sitzfläche geeignet).
3. Raum und Licht gewinnen:
Der Schlauchcharakter der Küche, den sie bei einer einseitigen Arbeitsplatte gehabt hätte, wurde entschärft. Im Flur habe ich einen 2m hohen Spiegel platziert, genau gegenüber der Küchentür. So hat sich die ganze Situation optisch verdoppelt und ein gespiegeltes Fenster leuchtete im dunklen Flur (Auch Feng-shui-technisch ist dort der nicht vorhandene Raum wiederhergestellt worden).
Dazu gab es noch ein Räumchen auf der Fensterseite: Die sagenhafte Speisekammer.
In einem Beitrag habe ich meine Fußboden DIY beschrieben und die ersten Loblieder auf Speisekammern gesungen, hier noch einmal mein Prinzip: Wenn es eine Speisekammer in der Küche gibt und die noch obendrauf ein Fenster hat, möchte ich sie nicht geschlossen halten!
Sie soll ein Highlight werden und eigenes Licht und Pflanzen und viel Innenleben haben.
Meine damalige Speisekammer wird einen Post für sich kriegen, hier gibt es nur ein paar kleinen Einblicke. Die offene und richtig mit Dosen und Döschen voll gestellte Kammer hat der Küche mega viel Licht und Raum gespendet.
4. Wie es auf dem Plan zu sehen ist, hat meine Arbeitsplatte eine untypische Tiefe. Zum Vergleich – der Schubladenschrank auf dem sie liegt ist genormt 60x60cm. Die habe ich aus Sperrholz gebaut (das immer wieder ein tolles Material ist, siehe die Bäder hier oder hier) und mehrmals lackiert.
Der Höhenunterschied wurde durch ein Kasten überwunden, eine Garage für Besteck, Schneidebretter und seltener gebrauchtes Zeug dahinter.
Damit die Miniküche nicht ganz in der Ecke steht, kam ein Streifen Sperrholz noch rechts davon an die Wand. Bei Altbauwänden ist eine gerade Fuge zwischen Arbeitsplatte und Wand nicht immer möglich, ich benutze da meinen Trick aus einmal gefalteter Lackfolie, die an dem Rand der Platte wandseits befestigt ist und ca. 5mm nach oben rausguckt. So kann die Wand beim Abwischen der Platte geschont und die unregelmäßige Fuge kaschiert werden. In dem Falle hab ich sie, passend zur Fußleiste, in schwarz gewählt. Der Farbgestaltung dieser Küche werde ich einen extra Post widmen, hier ist mit den Funktionen und Möblierung schon genug Input.
Kurzes Fazit:
Auch als Mieter*in kann man vieles für eigene Bedürfnisse anpassen (Natürlich nach Absprache mit Vermietern!)
Die Entscheidungen, welche Küchengeräte man dem Kochstil entsprechend braucht, spiegeln sich natürlich nicht zuletzt beim Strom- und Gasverbrauch wider.
Die typische Lösung der Küchen mit 60er Tiefe, Unter- und Oberschränken ist nicht zwingend, wenn auch pflegeleicht und bequem. Mit individuellen Lösungen, die zudem auch selbstgebaut sind, lässt es sich gut leben, viele Teile können dabei ihre nächste Inkarnation erleben.
faulheitshalber vom smarty: freu mich seinerzeit in küche 2 gesessen haben zu können, mit wunderbarem lindenblütentee. c
Danke! Ich kann mich gut daran erinnern!