Als Mieter oder Mieterin kommt man selten in den Genuss, ein Badezimmer wirklich zu gestalten. Die Hauptentscheidungen sind in den meisten Fällen bereits getroffen worden und man kann nur versuchen, mit eigenem Kleinkram gegen die häufig neutrale, sprich: Charakterfreie Gestaltung anzustinken. Hier kommt eine vorher-nachher Story.
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Ich hatte wirklich Glück, dass ich meine alte Wohnung im unsanierten Zustand übernommen habe, da musste sowieso viel passieren. Es hat die Menschen bei der Besichtigung damals sofort rausgeschmissen, und ich war – zum Staunen des Vermieters – diejenige, die sich mit 52 Zähnen, also echt, auf die „Ruine“ gefreut hat. Das richtig Saftige befand sich im Bad. Olivgrüne Objekte, konsequent mit omahaften Fliesen auf kleinen schiefen Fliesenspiegeln. Weiße Fliese auf dem Fußboden (im Bad!! Nie wieder!!) war die Überfliesung des ursprünglichen Terrazzo. Schade, musste aber bleiben. Alle anderen Wände waren von Tapete befreit. Rohrlandschaften wie ein Traum eines Sanitärlehrlings. Ich wusste, da kann ich mich entfalten!
Die wichtigste Entscheidung war die, wie ich mit den Farben umgehen möchte.
Ich wollte ein richtig warmes Badezimmer haben, denn ich kenne zu viele Bäder, wo es einem vor lauter Weiß gleich schon kalt wird. Oliv und Weiß mussten bleiben (das Budget war minimal). Mein Farbkonzept war so gedacht, dass ich die vorhandene Substanz nicht bekämpfe, sondern so integriere, als wäre alles so gewollt.
Also als Erstes ein saftiges Rot für die Wände. Dann eine Fliese, die wie durch ein Wunder im Baumarkt zu finden war – in Petrol. Als Pendant dazu kam die petrolfarbene Fußleiste unter der roten Wand gegenüber. (Über die Bedeutung der Fußleisten hab ich bereits hier geschrieben, es kommt aber noch mehr).
Die Gestaltung hat etwas gedauert, zuerst kamen die Gipskartonverkleidungen für die Rohre – neben dem WC senkrecht und auf der ganzen Länge des Bades, was für die punktuelle Beleuchtung eine Deckenabhängung lieferte. Auf das Hauptlicht oben hab ich verzichtet. Ich benutzte keine Halogenstrahler, weil ich sie nicht mag. Dafür hab ich Leuchtmittel mit kleinen Mattglasröhrchen gewählt, die direkt unter der Decke montiert wurden. Eine Leuchtstoffröhre mit warmem Licht wurde über den Fliesen an der Wand montiert, in der Achse vom Spiegel und Waschbecken.
Die einzige Leistung, die tatsächlich von einer Firma übernommen wurde (sonst alles ich + Freunde) war die Fliesenwand, volle Breite über der Badewanne und Waschbecken. Ich habe die Oberkante der Fliesenfläche mit einem U-Profil aus Alu gekrönt. So konnte ich alles (Spiegel, Kleiderbügel, Aufbewahrung usw.) direkt auf der Kante hängen und keine Löcher in die Fliesen bohren. Würde ich immer genauso machen, vielleicht nicht unbedingt aus Alu. Dort hab ich Aluleisten auch an der Badewanne statt den Bäh-Silikonfugen angebracht, zwar mit Silikon geklebt, aber ein sauberer Übergang.
Die Intensität der Farbtöne (bis auf Weiß) war ähnlich, also bei der Schwarzweißfotografie wäre alles ähnlich grau. Es fehlte mir etwas Tieferes, was zu den Farbtönen passen und sie unterstützen würde, da hab ich mich für einen tiefen Schwarzkirschton entschieden. Es kann sein, dass es auf dem Bildschirm bräunlich ausfällt, aber es war das dunkelste Schwarzrot, wie nur die Kirschen es können.
Am Ende, als alles rot gestrichen und die Wand Petrol gefliest wurde, kam die maßgeschneiderte Konstruktion, unter der eine Waschmaschine versteckt war und in der ein Einbauwaschbecken plus Einhebelarmatur montiert wurden. Diese Konstruktion aus Sperrholz lieferte eine großzügige Ablage, die Ecke vor der Waschmaschine diente als Handtuchhalter. Der senkrechte Rohrkasten neben dem WC wurde in demselben Farbton lackiert – beide Flächen in Schwarzkirsche, (seidenmatt) haben den Raum in Klammern gehalten.
Eine solche Farbgestaltung würde sicherlich jeder für sich anders machen, eine Farbskala in Blau und Grün würde sich als Erstes anbieten. Viele meiner Gäste waren etwas baff beim Betreten des Badezimmers, aber es fühlte sich total warm und gemütlich an. Zehn Jahre lang in der Wohnung war ich jeden Tag froh darüber, wie ich das damals gelöst hatte.
Hallo Magda,
wie beeindruckend!!!
Das Bad ist super geworden.
Danke!
Super schön Magda😍
Danke!
Cool
Danke!