Elbeglück: Die Farbe bringst du selbst.

Das ist kein Reiseblog, aber durchaus ein Blog auf der Suche nach guten Orten. Dieser Artikel kann als unbezahlte, unbeauftragte Werbung gesehen werden. Details finden Sie am Ende. Elbeglück: Die Farbe bringst du selbst.

Ich bin ein Mensch der Farben. Das finde ich gut, weil Farben immer da sind.
Im Elbeglück finde ich eine neutrale, ausgewogene Farbwelt vor: Weiß, aber nicht Schneeweiß. Creme in vielen Nuancen; Lehmtöne an den Wänden. Holz: Lasiert, Natur, ordentlich vergilbt, weißlackiert oder abblätternd – also fast alle Varianten davon.

Holztisch in der Pension Elbeglück zwei alte weiße Stühle unter der Lampe

(Scroll down down down for the English summary)

Schwarze Akzente, wie Klinken und Scharniere, Industrielampen auf Ketten, Ceranplatte in der Küche.
Creme, Lehm, Holz, Schwarz – das trägt noch nicht, für mich jedenfalls.
Eine besondere Note gibt hier den Pfiff: Dunkelgrau, aber ein Ton in dem die Wärme steckt, manchmal im abendlichen Lichteinfall fast grünlich, aber die Blau-und-Ocker Sorte von grünlich. Drei verschiedene Nuancen von Grau unterhalten sich miteinander.
Elbeglück der gemeinsame Bereich mit einem langen Tisch und Regalen

Lehmton, gleichzeitig Ton und Ton, wurde mit einem groben Quast aufgetragen, Spuren der Richtungen, Schwung in lebendigen Oberflächen, hellere und dunklere Schatten, der malerische Duktus. Die Wände haben keine Fußleisten. Ich als Fußleistenfetischistin mache Urlaub an so einem Ort!

Elbeglück Detail einer Wand Holzbalken, Lehm, alter Schrank
Ein blauer Keramikkrug auf dem Tisch ist als Farbfleck fast provokativ, genauso wie eine eisblaue Schale auf dem langen Tisch im gemeinsamen Bereich, wo in normalen Zeiten Gäste zusammen frühstücken können. Sehr präzise gewählte Akzente, blaue Töne, die sonst für Entfernung sorgen, optische Täuschung der Ferne in den Landschaften, hier springen sie gegen alle Gesetze der Betrachtung auf den ersten Plan.
Elbeglück die Farbe bringst du selbst Flur und gemeinsamer Tisch
Ich habe nie eine solche Palette entworfen und es wundert mich, wie gut das hier für mich stimmt. Lehm kann ich, eine Beige-Vermeiderin, plötzlich gut leiden. Nachdem ich es Lehm nenne, weil es das auch ist. Das Neutrale gibt mir Luft, resettet mich für neue Ideen, die zu Hause warten.
Decke in einem Zimmer im Elbeglück, Lehmfarben und weiß lasierte Balken
Runde Fenster gesehen durch Holzbalken im Elbeglück
Holzbalken sind so integriert, dass sie von allen Seiten eine interessante und brauchbare Skulptur formen. Struktur der alten Balken voller Unebenheiten und Risse definiert die Räume, den alten Dielen sieht man an, dass sich hier manch ein Holzwurm die Zähne stumpf poliert hat.
Ein Gefühl für Zurückhaltung, aber kein Kloster, denn hier hat man zwei Sachen im Kopf – 1. Aufs Rad und los (Option Deich links / Deich rechts) – oder 2. Sich im herrlichen Gartenlokal bei einem Stück Kuchen unter einen zwitschernden Apfelbaum hin zu setzen.
Regal mit Geschirr in dem Frühstücksraum Elbeglück Mödlich Pension am Elbdeich
Die Farben, die man hier vorfindet, flüstern miteinander, sind trotz der eisernen Konsequenz nicht überheblich, die Gäste fühlen sich willkommen.
Jeder Lebensabschnittsgast bringt seine Farbe mit sich und setzt sie in diese Umgebung rein. Eine sportliche Polyesterjacke schafft Kontraste, grauer Pullover integriert sich schweigend, unsere bemalte Teedose ist in dieser Küchennische fast zu präsent, ich stelle sie auf die weiße Fensterbank. Mein roter Rucksack geht.

So kommen wir mit unserem Gepäck…

und gehen wir wieder.

Neutrale Töne füllen den Raum im optischen Sinne. Alles andere als neutral sind die Töne von Außen, die uns ständig zum Kichern bringen. Der sprechende Busch auf der Hausecke sorgt für Akustik, so stelle ich mir eine Testanlage der Quietschentenfabrik vor.

Drei Vogelwelten übernehmen die Luft über dem Hof: Schwalben in ihrer Luftakrobatik ständig am Einkaufen und Kinderschnabel versorgen; die Spatzenbuschspatzen als organisierte Bande, die im gemähten Deich wühlt und gezielt die Tische des Gartenlokals kontrolliert. Last but not least die Stare, glänzend in der Sonne wie eine opalisierende Ölpfütze besetzen sie den Holunder und ihre Wolke frrrt manchmal auf die monumentale Eiche, um wieder auf dem Holunder zu landen.
Das Spiel der Vögel in dem ornamentreichen Busch erinnert mich an die Tapetenmuster von William Morris. Wie wahr diese Arts and Crafts Bewegung heute noch ist, die gut hundert Jahre her als Antwort auf die anfängliche industrielle Revolution kam, als eine Ahnung, wo es hin führt, wenn sich die Materie in automatisierten Prozessen ohne Ende reproduzieren lässt.
Hier am Fluss kann man den Kopf von allem Überfluss lüften, entdecken, wie schön es sein kann: Auf das Wesentliche reduziert und ohne Deko, dafür mit Herz in jedem Detail.
Hauseingang Elbeglück aus der Treppe gesehene offene Tür
Viele Gespräche drehten sich hier um den Vergleich: Stadt- oder Landleben, die keimen jetzt, wo wir wieder in der Stadt sind. Der wahr gewordene Traum von Freunden wirbelt eigene Lebensentwurfsfragen auf, schließlich waren sie auch Stadtmenschen, als wir uns kennen gelernt haben. Vielleicht ist es aber nicht so schwarz-weiß, entweder-oder. Beim nächsten Besuch sind wir schlauer.

Elbeglück in Mödlich, Prignitz, Brandenburg.
Pension und Gartenlokal kreiert von Frîa Hagen und Volker Warning,
https://www.elbeglueck.com

Alte Beschläge am Fenster Elbeglück Pension am Elbdeich

ENGLISH SUMMARY: Elbeglück: You bring the colour yourself.
This is not a travel blog, but definitely a blog in search of good places. This article could be understood as unpaid advertising. Details can be found at the end.
I am a person of colours. I find it great because colours are always there.
In Elbeglück I find a balanced world of hues: white, but not snow white. Cream in many nuances; clay tones on the walls. Wood: glazed, natural, yellowed, white lacquered or flaking – in other words, almost all variations of it.
Black accents, such as handles and hinges, industrial lamps suspended on chains, ceran plate in the kitchen. Cream, clay, wood, black – that doesn’t work yet, at least for me.
A special touch adds the zing here: dark grey, but a hue with warmth in it, sometimes almost greenish in the evening light, but the blue-and-ochre sort of greenish. Three different shades of grey converse with each other.
Clay tone has been applied with a coarse tassel. Traces of directions, sweep in vivid surfaces, lighter and darker shadows, the painterly duct. The walls have no skirting boards. As a skirting board fetishist, I go on holiday to a place like this!
A blue ceramic jug on the table is almost provocative as a splash of colour, as is an ice-blue bowl on the long table in the common area, where in normal times guests can have breakfast together. Very precisely chosen accents, blue tones that otherwise provide distance, optical illusion of distance in the landscapes, here they jump to the first plan against all laws of observation.
I have never designed a palette like this and it amazes me how well it works for me here. I, a beige avoider, suddenly like clay. After I call it clay, because that’s what it is. The neutrals give me air, reset me for new ideas waiting at home.
Wooden beams are integrated to form an interesting and usable sculpture from all sides. The structure of the old beams full of bumps and cracks defines the rooms, the old floorboards show that many a woodworm has polished his teeth blunt here. A sense of restraint, but not a cloister, because here you have two things on your mind – 1. get on your bike and go (option dyke left / dyke right) – or 2. stop for a piece of cake under a chirping apple tree in the wonderful garden cafe.
The colours you find here whisper to each other, are not overbearing despite the iron consistency, the guests feel welcome.
Each life stage guest brings his colour and puts it into this environment. A sporty polyester jacket creates contrasts, grey jumper integrates silently, our painted tea tin is almost too present in this kitchen niche, I place it on the white painted window sill. My red backpack is okay.
Neutral tones fill the room in a visual sense. Anything but neutral are the sounds from outside, which constantly make us giggle. The talking bush on the corner of the house provides acoustics, which is how I imagine a test facility of the squeaking duck factory.
Three bird worlds take over the air above the courtyard: swallows in their aerial acrobatics constantly shopping and feeding children’s beaks; the sparrow bush sparrows as an organised gang, rummaging in the mown dyke and checking the tables of the garden cafe. Last but not least, the starlings, shining in the sun like an opalescent puddle of oil, occupy the elderberry and their cloud sometimes does frrr onto the monumental oak to land on the elderberry again.
The birds in the ornamental bush remind me of the wallpaper patterns of William Morris. How true this Arts and Crafts movement still is today, which came a good hundred years ago as a response to the initial industrial revolution, as an inkling of where it would lead if matter could be reproduced in automated processes without end.
Here by the river, you can clear your head of all the abundance, discover how beautiful it can be: reduced to the essentials and without decoration, but with heart in every detail.
Many conversations here revolved around the comparison: city or country life, which are germinating now that we are back in the city. Friends‘ dreams come true stir up our own questions about life plans; after all, they were city people too when we met. But maybe it’s not so black and white, either-or. We’ll know more next time we visit.
Elbeglück in Mödlich, Prignitz, Brandenburg.
Guesthouse and garden restaurant created by Frîa Hagen and Volker Warning,
https://www.elbeglueck.com

8 Gedanken zu „Elbeglück: Die Farbe bringst du selbst.

  1. Du hast lange nichts von mir gehört, aber diesmal war ich so überwältigt
    von Deinem Bericht „Elbeglück“ und den Fotos, dass ich Dir sofort sagen möchte:
    Wow, einfach schön!!!
    LG, Gerda

    1. Liebe Gerda, ich freue mich, von Dir zu hören! Und danke! Das war wirklich Elbeglück. Es tut so gut, wir haben um einen Tag noch verlängert. LG, Bis bald!

  2. Wunderbar geschrieben.Genau so ist es. Ich bin süchtig nach diesem Ort, der magisch ist. Die Krönung für mich ist der Blick aus dem grau dezenten Raum ins tausendfache Grün der Elbauenlandschaft .

    1. Danke, Susanne! Ich hab mich auf die Essenz der Räume konzentriert, aber der Ort ist so vielschichtig, die überwältigende Natur, unendliche Weiten. Aber vor allem Begegnungen mit Menschen!

  3. Liebe Magda, ich freue mich sehr, dass Du „Elbeglück“ diesen Beitrag und Deine persönlichen Eindrücke gewidmet hast, denn es ist ein einzigartiger Ort, der genau von diesem zurückhaltenden Stil lebt. Auch ich habe mich in diese Oase verliebt und Deine Worte, die Du mit Hingabe und Blick für jedliche Details sorgfältig ausgewählt hast, zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht. Ein wundervoller Beitrag. Liebe Grüße Jana

    1. Liebe Jana, ich danke Dir! Es war schön, Dich dort zu treffen, auch wenn es eine kurze Begegnung war. Die Zeit in Mödlich hat uns auch gute Energie gegeben, die muss jetzt für ein paar Wochen reichen… Liebe Grüße!

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