„Schönen Tach noch!“ Habe ich gerade auf der Straße gehört, als sich zwei Bekannte nach einem kurzen Gespräch verabschiedet haben. Ich mit meinem Hinterfragen. Was ist ein schöner Tach? Reicht denn die Sonne und das wolkenlose Firmament? Darf man in der drumherum lauernder Krise jemandem einen schönen Tag wünschen, wird es nicht utopisch oder ironisch verstanden?
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Wann ist ein Tag schön, da öffnen sich wieder Tausende Möglichkeiten… Jeder sieht es sowieso anders. Und die Schönheit an sich, selbst ohne Tag, an dem Thema sind Philosophen seit Jahrhunderten verbissen dran und keine Lösung in Sicht.
Und das blaue Glas?
Ich versuche in diesen Aufnahmen eine so intensive Schönheit zu fangen, wie es nur geht, ohne das erklären zu müssen, warum gerade Glas, warum in blau, ich habe keine Antwort und keine Ahnung. Ich suche.
Es fällt mir schwer, die Antwort, dass ich es einfach mega schön finde, gelten zu lassen. Es muss doch für meinen verkopften Kopf einen Grund geben.
Die Atmosphäre der Aufnahmen, die Lichtverhältnisse, die bläulichen zusammen wirkenden Transparenzen und meine mehr oder weniger intuitiven Ausschnitte von dem Geschehen sehe ich erst am Rechner. Das Display der Kamera in der Sonne lässt nur ahnen, was ich mache.
Eine poetische Komposition, die mich für einen Augenblick ablenkt von dem ganzen brummenden, expandierenden, schimpfenden und hetzenden Dadraußen. Wieder ein Versuch, den einfachen Flohmarktfunden eine Bedeutung zu geben, jemanden vielleicht zu inspirieren, zu was?
Sieht man den Fotos einen schönen Tag an?
Also vielleicht gar nicht definieren, einfach einatmen, das Unbeschreibliche an einem schönen Tag in der Kombination von Luft, Licht, Geschmack, Freude an guter Gesellschaft oder an deren Nichtvorhandensein, für alle Sinne ist etwas dabei. Eine Entdeckung der neuen Himbeere auf dem Balkon. Oder die Wiedererkennbarkeit der Amseln durch ihre Lieder im Kiez. Getane Arbeit, ohne zu lästern, Spaß an der guten Müdigkeit am Ende des Tages, der nicht tatenlos vergangen ist. Abtanzen. Zusammen kochen. Mit dem Fahrrad durch den schwer nach dem Regen atmenden Wald zu brettern.
Für mich braucht die Entdeckung der Schönheit solcher Momente die Zeit, die ich mir dafür nehme, denn in der Hektik geht so viel verloren. Die kenne ich sehr gut und versuche sie aus meinem Leben freundlich auszuladen.
Mein Schlüsselerlebnis vor Jahren war ein Termin, eine Lieferung für ein Projekt sollte kommen und der LKW der Spedition war endlich da, und dann, statt mir sofort die erwartete Ware auszugeben, hat sich der Fahrer genüsslich mit seinem belegten Brötchen beschäftigt. Und mein damals hektisches ich steppte fast vor Ungeduld, weil ogottogott das Projekt. Und dann sprach er, langsam kauend, dass er auch schon in der Klinik war, die mir sicherlich bevorsteht, wenn ich so weitermache.
Meine Wut hatte plötzlich keinen Brennstoff mehr, und eine Sprechblase „Was mach ich eigentlich?“ flatterte über meinem Kopf.
Das ist nicht erfunden. Das Tempo im Leben zu senken ist nicht einfach und hat seine Kosten. Manche Dinge nicht mehr mitzumachen, sich von niemandem hetzen zu lassen, keine Sprints hinter den Heckleuchten eines Busses zu veranstalten, keine Angst zu haben, dass ein Termin nicht klappt oder schon wieder die Nacht am Zeichenbrett verbracht wird. Bei Menschen mit starker psychischer Konstruktion mag es klappen, mancher Stress ist wirklich auch positiv, es können nicht plötzlich alle Verpflichtungen verschwinden und alle strengen Rahmen gesprengt werden. Es ist eine Kunst, sich in den ganzen Herausforderungen zu behaupten und die Ruhe zu bewahren. Oder auch zuzugeben, dass man aussteigt. Schönen Tach Euch!
ach ja, wünsch dir auch einen schöntach (du siehst, welchen beitrag ich grad gelesen habe-) und freu mich auf den nächsten käsekuchen…xxc
ich auch!