Der Gedanke, das Leben und den Kopf zu entschleunigen, kann einen in einer überhaupt nicht minimalistischen Lebensphase erwischen. Gerade das finde ich sehr spannend, wie man umgeben von seinen Hab und Gut stehen kann, und plötzlich dieses Gefühl hat: Brrrremmmms. Was tun und wie kann Slowfood dabei helfen?
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Es ist bei Slowfood zum Beispiel nicht nur die Sache mit den organischen, natürlichen Zutaten, die man langsam und achtsam vorbereitet. Es ist auch eine Rückkehr zu dem ursprünglichen Geschmack, zu diesem Erlebnis, auszuprobieren was man selbst wirklich mag, wenn die Tradition, Familie, das Somachtmandas, wenn all das abgeworfen wird und man steht da mit der Petersilienwurzel, die noch vor zwei Wochen mit einer Pastinake locker verwechselt wäre, und verschmilzt damit begeistert in einer Trance: Pe-ter-sil-ien-wur-zel, und man hat jetzt verstanden, wie es ist, der Sache auf den Grund zu gehen.
So ähnlich sehe ich das mit den Dingen. Ich schlage vor, das, was da ist, zu verstehen (nach Petersilienwurzel Art) und sich damit auseinanderzusetzen.
Ich kann nur für mich sprechen, ich bin ein ausgesprochen optisch geprägter Mensch.
Die Zusammenhänge, die ich zwischen Räumen und Gegenständen entdecke, geben mir Energie und Freude. Das versuche ich in meinen Entwürfen auch umzusetzen. Ich beobachte, wie sich manchmal eine scheinbar zufällige Aneinanderreihung in einen Dialog verwandelt, wie Dinge miteinander kommunizieren, sich gegenseitig bestätigen oder streiten.
Irgendwann habe ich angefangen, bestimmte ästhetische Richtungen für die Fotoserien als Stillleben aufzubauen. (Stilleben, mit 2L, ach was war das für ein Wort! Passte so gut zum slow, und auch zum Stil!) So sind bereits auf diesem Blog Fotos erschienen, die mit Emaillegegenständen, weißem Porzellan oder Farbe Gelb zu tun hatten.
Ich packe sie in die Kategorie Moodmaps, weil sie Stimmungen transportieren.
Diesmal sind es Porzellanteile, die aus verschiedensten Zeiten und Orten stammen und mit vielen Geschichten verbunden sind. Ihr gemeinsamer Nenner ist die Farbgestaltung, die auf unterschiedlichen weißen und dunkelblauen Nuancen basiert. Das stellt für mich eine Möglichkeit dar, mich mit diesen Gegenständen auseinanderzusetzen, ihr gegenseitiges Reflektieren zu beobachten und neue Möglichkeiten zu entdecken.
Zum Beispiel – die Nickitücher aus dunkelblau bedruckter Baumwolle als Servietten zu benutzen. Bei den Fotos scheinen sie ab und zu zwischen den Porzellanteilen durch, ich wollte sie im Hintergrund haben, um die Wirkung von Marineblau und Weiß zu intensivieren.
Diese Marineblau und Weiß Farbkombination ist klassisch, bekannt als elegant. Die Interaktion zwischen den Mustern der Renaissance und denen aus der Nierentisch-Ära trifft auf Tücher in der ähnlichen Ästhetik, die aber oft das andere Geschirr – das von den Punk Hunden schmücken. Die Kollision (und die Geschichte der Tücher sowieso), die sich dabei ergeben hat, finde ich sehr spannend.
Das war übrigens die erste Fotoserie, danach entwickelten sich viele weitere. Ich bin gerne von Farben und Mustern umgeben. Ich glaube, dass mir ihre eklektische Anwesenheit etwas gibt. Weitere Teile des Puzzle kommen nach und nach. Ich hoffe, dass Menschen, die alles reduzieren wollen, entschleunigen, ausmisten und so weiter, sich nicht zu schnell und unüberlegt von Dingen trennen, ohne ihre Bedeutung für sich entdeckt zu haben.
Danke für die Gedanken (Marineblau…) bzw die Möglichkeit daran teilzuhaben.
Ich danke, und freue mich dass Du hier reinschaust!