Eine Form von Ordnung – Hauptsache rechtwinklig

Meine Stylings sind meistens ein Durcheinander von Formen, die einen gemeinsamen Nenner haben. Die Idee dahinter ist, die einzelnen Objekte zu vergessen, um in der Substanz einer Material- oder Farbwelt ohne Ablenkung einzutauchen, deren Essenz zu finden.

Diesmal versuche ich es ordentlich.

vier rechteckige Servierplatten auf einem blauen karierten Hintergrund hauptsache rechtwinklig

(Scroll down down down for the English version)

Auf den Koordinaten vom karierten Wollstoff stelle ich das, was einigermaßen rechteckig ist. Im Raster, nur minimale Schwankungen sind zugelassen. Abgerundete Ecken auch.

Das hier könnte ein Vorschlag sein, mit solchen Schalen und Platten ein Buffet zu organisieren, die Gegenstände aus unterschiedlichsten Quellen, die sich zu diesem Square Dance treffen. Sie spielen gerne mit, passen sich den vorgegebenen Richtungen an. Schulter an Schulter, könnte man sagen.
rechteckige Platten als Anordnung der Gefäße für ein Buffet
Anordnung der Platten auf dem Tisch rechtwinklig Ordnung verschiedene Keramik und Glas
Dieses automatische Anordnen, der allmächtige rechte Winkel scheint eine Erleichterung mit sich zu bringen. In meiner Kindheit war mein Schreibtisch ein Berg von Büchern, Stiften, Zeug – ich versuchte sie zumindest ein wenig zu begradigen, wenn meine Eltern Gäste hatten und ich verhindern wollte, als komplette Chaotin eingestuft zu werden. Na und? Heute sieht es auf meinem Schreibtisch genauso explodiert aus… Hat also nicht viel gebracht.

Aber diese Tendenz, Sachen so zu ordnen, ist bekannt. Ich habe in meinem Designhoroskop (es fällt mir immer wieder ein, wie viel Spaß mir das Erfinden der Sternbilder für dieses Horoskop gemacht hat) diese Eigenschaft plakativ den Jungfrauen zugeschrieben, das stimmt natürlich nicht immer, ist klar. Das ist nur eine Form von Ordnung, die sich zwar relativ schnell anbietet, aber auch schnell durchschaut wird.
Viele rechteckige Gefäße als Flatlay Keramik Porzellan Glas
So viele Bereiche im Leben und in der Gestaltung basieren auf dem Prinzip der Rechtwinkligkeit. Möbel, Wohnungsgrundrisse, Straßennetz, Koordinatensysteme aller Art, in denen wir uns bewegen. Rechtecke lassen sich leicht und ohne komische Zwischenräume verstauen, um den Platz effektiv zu nutzen.

Nicht immer passt uns das, wir stampfen unsere Desirelines in den Rasen und lassen sie als Abkürzungen gelten, sie müssen nur oft genug genutzt werden. Ich muss plötzlich an eine demente Frau denken, die aus ihrem Garten mit einem Handvoll Kirschen raus ging und auf einem Trampelpfad vor sich hin marschierte, bis die besorgte Familie sie eingeholt hat. „Ein Pfad führt zu Menschen“, sagte sie lächelnd.
rechteckige Schalen ineinander gelegt als zentrale Komposition rechtwinklig
Was machen also meine Schalen, deren Freiheiten höchstens erlauben, dass sie sich stapeln oder ineinander ruhen, ohne den Raster zu verlassen? Vielleicht fällt mir ein, diesen Artikel gerade jetzt zu machen, um eine scheinbare Ruhe zu fotografieren, einen Zustand, wo Dinge ihren Platz haben und nicht ständig an alle Möglichkeiten denken, sondern einfach zufrieden sind mit dem, was da ist. Vielleicht suche ich für mich einen Raster in der Zeit, eine Oase der Ordnung in der vom Winde verwehten Wirklichkeit, die von allen Seiten Chaos bietet.

Mein Metapherzwang muss nicht immer zuschlagen. Es geht so und es geht anders. Die erste Stufe von „anders“ könnte zum Beispiel „etwas schräg“ sein.

Verschiedene rechteck Platten und Gefäße schräg angeordnet auf einem karierten Wollstoff

ENGLISH: A form of order: right-angled.

My stylings are mostly a jumble of shapes that have a common denominator. The idea behind this is to forget the individual objects in order to immerse oneself in the substance of a material or colour world without distraction, to find its essence.
This time I’m trying to do it in a tidy way.
On the coordinates of the chequered woollen fabric I place what is more or less rectangular. In the grid, only minimal variations are allowed. Rounded corners too.
This could be a proposal to organise a buffet with such dishes, the objects from the most diverse sources that come together for this square dance. They like to play along, adapting to the directions given. Shoulder to shoulder, you might say.
This automatic arranging, the almighty right angle seems to bring a relief. In my childhood, my desk was a mountain of books, pens, stuff – I tried to straighten them at least a little when my parents had guests and I wanted to avoid being classified as a complete chaos. So what? Today it looks just as exploded on my desk… So it didn’t help much.
But this tendency to put things in order like that is well known. I boldly attributed this quality to Virgos in my design horoscope (it always comes back to me how much fun I had inventing the constellations for this horoscope), of course that’s not always true. It’s just a form of order that comes up relatively quickly, but is also quickly seen through.
So many areas in life and design are based on the principle of squareness. Furniture, flat layouts, road networks, coordinate systems of all kinds in which we move. Rectangles can be tucked away easily and without weird spaces in order to use space effectively.
It doesn’t always suit us, we stamp our desirelines into the lawn and let them become shortcuts, provided they are used often enough. I suddenly have to think of a demented woman who walked out of her garden with a handful of cherries and marched along a beaten path until the worried family caught up with her. „A path leads to people,“ she said with a smile.
So what are my dishes doing, their liberties at most allowing them to stack or rest inside each other without leaving the grid? Maybe it occurs to me to do this article right now to photograph an apparent calm, a state where things have their place and are not constantly thinking of all the possibilities, but are simply content with what is there. Perhaps I am looking for a grid in time for myself, an oasis of order in the windswept reality that offers chaos on all sides.
My metaphor compulsion does not always have to strike. There are many different ways. The first level of „different“ could be „a bit weird“, for example.

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