Meine Stylings sind meistens ein Durcheinander von Formen, die einen gemeinsamen Nenner haben. Die Idee dahinter ist, die einzelnen Objekte zu vergessen, um in der Substanz einer Material- oder Farbwelt ohne Ablenkung einzutauchen, deren Essenz zu finden.
Diesmal versuche ich es ordentlich.
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Auf den Koordinaten vom karierten Wollstoff stelle ich das, was einigermaßen rechteckig ist. Im Raster, nur minimale Schwankungen sind zugelassen. Abgerundete Ecken auch.
Das hier könnte ein Vorschlag sein, mit solchen Schalen und Platten ein Buffet zu organisieren, die Gegenstände aus unterschiedlichsten Quellen, die sich zu diesem Square Dance treffen. Sie spielen gerne mit, passen sich den vorgegebenen Richtungen an. Schulter an Schulter, könnte man sagen.
Dieses automatische Anordnen, der allmächtige rechte Winkel scheint eine Erleichterung mit sich zu bringen. In meiner Kindheit war mein Schreibtisch ein Berg von Büchern, Stiften, Zeug – ich versuchte sie zumindest ein wenig zu begradigen, wenn meine Eltern Gäste hatten und ich verhindern wollte, als komplette Chaotin eingestuft zu werden. Na und? Heute sieht es auf meinem Schreibtisch genauso explodiert aus… Hat also nicht viel gebracht.
Aber diese Tendenz, Sachen so zu ordnen, ist bekannt. Ich habe in meinem Designhoroskop (es fällt mir immer wieder ein, wie viel Spaß mir das Erfinden der Sternbilder für dieses Horoskop gemacht hat) diese Eigenschaft plakativ den Jungfrauen zugeschrieben, das stimmt natürlich nicht immer, ist klar. Das ist nur eine Form von Ordnung, die sich zwar relativ schnell anbietet, aber auch schnell durchschaut wird.
So viele Bereiche im Leben und in der Gestaltung basieren auf dem Prinzip der Rechtwinkligkeit. Möbel, Wohnungsgrundrisse, Straßennetz, Koordinatensysteme aller Art, in denen wir uns bewegen. Rechtecke lassen sich leicht und ohne komische Zwischenräume verstauen, um den Platz effektiv zu nutzen.
Nicht immer passt uns das, wir stampfen unsere Desirelines in den Rasen und lassen sie als Abkürzungen gelten, sie müssen nur oft genug genutzt werden. Ich muss plötzlich an eine demente Frau denken, die aus ihrem Garten mit einem Handvoll Kirschen raus ging und auf einem Trampelpfad vor sich hin marschierte, bis die besorgte Familie sie eingeholt hat. „Ein Pfad führt zu Menschen“, sagte sie lächelnd.
Was machen also meine Schalen, deren Freiheiten höchstens erlauben, dass sie sich stapeln oder ineinander ruhen, ohne den Raster zu verlassen? Vielleicht fällt mir ein, diesen Artikel gerade jetzt zu machen, um eine scheinbare Ruhe zu fotografieren, einen Zustand, wo Dinge ihren Platz haben und nicht ständig an alle Möglichkeiten denken, sondern einfach zufrieden sind mit dem, was da ist. Vielleicht suche ich für mich einen Raster in der Zeit, eine Oase der Ordnung in der vom Winde verwehten Wirklichkeit, die von allen Seiten Chaos bietet.
Mein Metapherzwang muss nicht immer zuschlagen. Es geht so und es geht anders. Die erste Stufe von „anders“ könnte zum Beispiel „etwas schräg“ sein.