Schwarz und Weiß – gegensätzlicher geht es nicht. Oder? So viel trennt diese Töne und doch ohne einander können sie sich nicht entfalten. Der Kontrast, der Kontext macht sie zu dem, was sie sind.
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Trotzdem ist es keine Schwarzweißfotografie. Nuancen von Weiß bewegen sich von Schneeweiß über Creme bis hin zum Elfenbein, bei Schwarz kommt auch die Kälte und Wärme, also blauer oder brauner Stich ins Spiel, eine rabenschwarze Tiefe und ihre Schwäche in Form vom Anthrazit…
Der Ärger beim Mischen der Farben, wenn der schwarze Ton keine Tiefe bekommt, wie sie in der Natur so selbstverständlich vorkommt bei Gefieder, Blüten oder Fell und er muss zusehen, wie die gewünschte Tiefe für Blau und Rot lächerlich leicht zu erreichen ist und bleibt ganz matt mit dieser Erkenntnis.
Reines Schwarz und Weiß sind sowieso theoretische Begriffe. Trotzdem sind sehr viele Kontraste der beiden Töne überall zu sehen, in der materiellen Welt genauso wie in der Sprache oder Gesellschaft.
Meine immer wieder hoffnungslose Frage beim Filmgucken: Wer ist der Gute?
Die Kontraste als Moodmap zu fotografieren, schwebte mir schon lange im Kopf vor. Der Auslöser war ein Klassiker aus der Memphis Epoche, die in den Achtzigern mit den Archetypen so spielerisch umgegangen ist – die stolz bombastischen Formen von Matteo Thun (Fantasia für Arzberg).
Jede Epoche kennt solche Artefakte, die dem Geist ihrer Zeit so eindeutig entsprechen, dass sie einen Betrachter ohne Zweifel direkt dahin beamen. Das kann auch mit Hassliebe verbunden sein, die auch zur Familie Schwarzweiß gehört.
Das Schachspiel durfte auch nicht fehlen, auch wenn die meisten davon nicht wirklich Schwarz gegen Weiß, sondern eher helles Holz gegen schwarz lackiertes Holz ausspielen.
In Raumgestaltung ist die Kombination Schwarz-Weiß manchmal ein Zeichen von Mut, sich den Kontrasten zu stellen, kann aber auch Angst vor chromatischen Farben und Unsicherheit bedeuten. Nur in den beiden Farben gehaltene Räume sind nüchtern und strukturiert, irgendwie verspannt, da sie sich selbst ständig in Schach halten. Details hingegen können eine zu bunte Welt retten, indem sie die Bezüge organisieren. Und es gäbe da noch Grau, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Wenn wir versuchen, die Gegenstände in den Kompositionen auszublenden, ergeben sich Spiele grafischer Natur. Kräftemessen der Flächen und Linien. Punktuelle Signale der Punkte. Geregelte Welt der Rechtecke, auch wenn sich die auf der Porzellanoberfläche der Rundung anpassen und die auf dem Stoff sich etwas gehen lassen dürfen.
Vor unseren Augen verändern sich Kontraste in der Welt, das schwarzweiße Denken, das Entwederoder löst sich auf, bekommt Zwischentöne, die binäre Struktur ist nicht wahr, auch wenn diese Gegenüberstellung ein Teil unserer Wirklichkeit ist. Ich suche die Kontraste in meinem Kopf, wo ist mein Schwarz-Weiß, an welchen Strukturen halte ich so fest, dass ich keine Zwischentöne zulasse?
Es scheint auf meinen Fotos trotz grenzwertiger Gegensätze eine harmonische Welt zu sein, denn die beiden sind sich in einer Sache einig: Keine bunten Farben. So betreiben sie ihr Tauziehen und egal was passiert, bleiben sie im Gleichgewicht. Was hier ein Hintergrund in Ultramarinblau anrichten würde, mag ich gar nicht denken.