Wenn ich manchmal einfach nicht weiterkomme, habe ich eine kopfbefreiende Tätigkeit parat: Alle Bleistifte anspitzen. Nicht mit einem Anspitzer, denn das Gefühl, dass schon wieder eine abgebrochene Graphitmine in dem Gerät steckt, für mich sehr unangenehm ist. Ich tue das am liebsten mit einem Messer. Das hat auch andere Vorteile – die Spitze kann passend gestaltet werden, die Arbeit ist meditativ und es duftet nach Holz.
(Scroll down down down for the English summary)
Ich kann mich an mein erstes A-a erinnern im ersten Schulheft, vorsichtig zwischen die Linien gehängt, in Bleistift. Es war also mein erstes Schreibwerkzeug, für viele von Euch vielleicht genauso?
Die Zeichnenden unter uns verwenden sie bestimmt öfter, ob für kleine Skizzen und Ideen oder für einrahmungswürdige Bilder. Bleistift ist ein dankbarer Helfer, er baut Gerüste für andere Techniken, bleibt dabei oft am Ende unsichtbar oder bescheiden. Manche radieren seine Spuren zum Beispiel bei Aquarellen, weil sie sich schämen, diese Spur ihrer Unsicherheit auf dem so spontanen Werk stehen zu lassen. Wenn die Bleistiftlinien doch bleiben dürfen, ergibt sich oft ein Dialog der Nuancen, der die Tusche oder Farbe überraschend unterstützt.
Zum Zeichnen wurden viele Sorten von Bleistiften entwickelt, von super dicken Fallminenstiften bis zu ultra dünnen mechanischen Druckbleistiften, deren Mine so fein ist, dass kein Anspitzen mehr nötig ist, manchmal auch so hart, dass nur technische Zeichnung auf Transparentpapier damit möglich ist. Wer macht das aber heute noch von Hand?
Was ich bei mir irgendwann entdeckt habe, vielleicht aufgrund der ständigen Tastaturarbeit, ist die Sehnsucht nach dem Schreiben. Von Hand. Am besten mit einem Bleistift. Nicht nur Einkaufszettel oder Regalnummer im schwedischen Einrichtungshaus (sie wissen übrigens, die Bleistifte zu schätzen!) – da kommt man sowieso nicht dazu, es zu genießen.
Ich meine eine meiner richtigen Freuden: Dem sch-sch vom Bleistift zu lauschen.
Auf verschiedenen Papieroberflächen, bloß nicht zu glatt! Notizen, Planung von Bildern, Entwürfe, Tudu-Liste für den Blog… Damit ich zu meiner eigenen Handschrift wiederfinde. Und unauffällig wird aus einer Notiz gleich eine Schraffur. Oder auch nicht, es kommen interne Auseinandersetzungen, ein kräftiger Strich oder etwas sehr dünn, fast unsichtbar ergänzt, mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit, dass ich das selbst noch lesen könnte. Bei ganzen Zeilen, die nicht sein sollen, hilft auch ein Radiergummi.
Meistens verwende ich ihn aber nicht, denn meine Notizen sind ja nur für mich da, es muss ja nicht „sauber“ aussehen. Das Schreiben mit einem Stift, den man leicht radieren kann, fällt viel leichter, als mit anderen Schreibgeräten. Unverbindlich, skizzenhaft.
Die Entschleunigung, slow Design des Lebens mag Bleistifte. Das Einfachste, was es gibt, um Gedanken festzuhalten, ohne mächtige Technologie, in eigener Handschrift. Mit einem respektvollen Blick auf ein Werkzeug, das fast unverändert seit Jahrhunderten mit uns geht. Ich finde immer wieder einen, irgendwo in der Tiefe der Tasche versteckt. Er wird kürzer und kürzer, und dann wenn ich ihn fast nicht mehr halten kann, wird es mir klar, das wir schon lange befreundet sind.
Wenn ich also alle Bleistifte mit einem Messer angespitzt habe, ist es meisten Schluss mit dem Nichtweiterkommen.
Es geht weiter, sch-sch.
Bin auch ein grosser Bleistift-Fan. Fülle meine Notizbücher ganz überwiegend mit Blei. Radiere nie. Spitze aber mit Anspitzer, aber vllt mache ich auch mal wieder Versuche mit dem Messer, Ja, genau, es ist das Geräusch des Stiftes auf dem Papier, es ist die Flexibilität dieses allereinfachsten Geräts – es ist eine Lust!
Bleischwere Notizbücher… Danke! Ja, die Geräusche beim Anspitzen sind auch anders, und die WIssenschaft dahinter – nämlich arbeitet ein Anspitzer schräg und quer, den Sound mag ich nicht so, aber mit einem scharfen Messer geht es in richtung der Holzfaser und ist butterweich. Bin gespannt auf Deine Erfahrungen!
Wonderfully evocative piece. I had a colleague who refused to use pens, only pencils. I wondered was it because he never wanted to fully commit, a certain insecurity. He could always erase his words or figures if required. That was a few years ago and since then I have grown to appreciate the pencil and how nimble it is…wonderful for speedy note-taking, doodling and it has character. My only niggle is that same one that made me consider why my colleague used one all the time…the impermanence. It fades with the years and therefore if I want words to last, a pencil won’t do.
Thank you, Roisin, so good to see you here! And thank you for your thoughts. The words to last… this is an issue for itself, isn’t it?
Well, yes, usually it is. But occasionally I have wished I could erase them 🙁.