Seit dem letzten Beitrag über die Zeit habe ich ein paar Artikel angefangen, einige Fotoserien vorbereitet und bin damit keinen Schritt weiter gekommen. Liegt das an der angespannten Situation? Vielleicht können DIY Projekte helfen? Ich habe in den letzten Jahren ein paar Schals genäht, die als Beispiel von Reuse und Recycle und Rethink und Re-was-auch-immer dienen können.
Keine Weltmeisterschaft im Nähen, darum geht es auch nicht. Wenn ich in der letzten Zeit die Nähmaschine aus dem Schrank raushole, sind es meistens Reparaturen von Jeans oder kleine Änderungen ohne große Bedeutung.
Die drei Schals sind anders, einfache Versuche der Wiederverwendung des Stofflichen, drei verschiedene Fälle, die ich kurz vorstellen möchte.
Der Wollschal
(Scroll down down down for the English summary)
…war mal mein kariertes plissiertes Faltenröckchen vor ähmmm 40 Jahren? Ich habe es irgendwie nach all den Jahren wieder gefunden, wenn ich solche guten alten Stoffe in der Hand habe, will ich sie unbedingt verwenden. Tolle Wolle! Ein Röckchen wäre momentan ausgeschlossen, also habe ich es auseinander genommen, gewaschen und gebügelt, sodass die Falten verschwunden sind. Das dunkle Blau und unkomplizierte klassische Muster wollten einfach zu einem Schal werden. In dem Falle nichts leichter als das, die Ränder habe ich ausgefranst und die zwei Stoffteile anders miteinander vernäht, als es bei dem Rock der Fall war. Da ich mich im Winter überwiegend in dunklen Farben wohlfühle, passt sich der kleine Schal super an.
Der Patchworkschal
…hat sich über lange Zeit gesammelt, Reste von Stoffen in harmonischer Farbskala und mit unterschiedlichen Strukturen kamen zusammen. Teilweise finde ich die Stoffe nicht beidseitig schön, also habe ich mich hierbei für eine geschlossene Rohrform entschieden, mit offenen Enden, damit nichts spannt. Die zugeschnittenen Reste nähte ich als Patchwork zusammen, eine Gesamtnaht zum Schluss, fertig. Das ist ein kleiner Schal, kein Wärmespender, aber ein Akzent zur Abwechslung.
Der Seidenschal mit Knöpfen
…war früher eine schwarz- bis petrolfarbene Seidenbluse gewesen, mit den ganzen Schnörkeln wie die Schluppe, Ziernähte oder plissierter Kragen. Ich konnte die Bluse nicht mehr tragen, war aber von ihrer Qualität schon immer sehr begeistert. Ich habe mich entschieden, sie genähtisch zu verändern. Ich filetierte die Bluse schweren Herzens und schnitt gerade Teile aus, um sie zum Rohrschal zu kombinieren. Die Knopfleiste landete an einem Ende, die Knopflöcher am anderen, in die finale Naht integrierte ich das Plissé und die beiden Teile der Schluppe. Es gibt viele Methoden, diesen Schal zu binden, eine davon ist einfach die beiden Enden zuzuknöpfen. Schluppenteile fügen sich dem Ganzen an und entscheiden selbst, wo sie mitflattern.
Ich finde die Schals als Slow-Design Baustelle immer sehr dankbar, sie brauchen keine wahnsinnigen Talente im Nähen und können selbst ganz kleine Reste aus Lieblingsstücken zum weiteren Leben erwecken. Ich kann es sehr empfehlen, qualitativ passende Stoffreste auf diese Art zu verwenden.
Ein ähnliches Thema – vier selbstgenähte Taschen sind hier zu finden.
schön geschrieben, schön geworden, die Schals. viele Grüße
Danke, Gil! Bis bald im Tauschtreff, Grüße!
finde alles ganz zauberhaft!!!
sie strahlen, die taschen wie schals, so viel liebe und innere würde aus, dass man
die trägerin beneidet, weil man sofort spürt, wieviel wärme, liebe, und köstliche, unwiederbringliche erinnerungen an wunderbare momente, orte und menschen aus den früheren lebensjahren immer noch bei sich trägt…
man schmunzelt, glücklich, weil man sich an den ewigen kreislauf des lebens erinnert fühlt, ….wovon wir selbst auch ein kleiner teil sind…teil einer unendlichen kette von generationen, und immer noch, tagtäglich, von den vielen momenten der hoffnung, zarten liebe, oder tiefer lebensfreude trotz allen widrigkeiten des lebens, träumen; sich einiges, wie einen schönen, alten, vergilbten film sich vorstellen kann….wenn man sich mit dem uraltem gefühl der textil-taktilen freude einlässt…wie wertvoll, weich und lebensklug können alte materialien lang verschlafene gefühle wiedererwecken… schönen dank, Magda, für die köstlichkeiten, incl. text & bild….glück ist haptische wahrnehmung.
und nicht nur eine abstrakte idee…..aber auch das!
Danke, Tuula! Wie schön Dein poetisches Wesen das alles verweben kann! Ich bin MF dankbar für unsere Begegnung.