Dieser Tisch hat sich bei mir gemeldet, als ich eine eigene Wohnung bezogen habe und keinen richtigen Esstisch hatte. Ich war begeistert, ihn aufzunehmen und freute mich über die anstehende Reparatur. Denn der stabile, ausziehbare runde Tisch hatte eine sehr strapazierte Oberfläche.
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Ich war gerade dabei, meine damalige Küche zu renovieren und farbig zu gestalten. Zum reinen Holz mit neuem Klarlack wollte ich nicht zurück. Die Farbtöne für den Esstisch hatte ich gleich vor Augen: Rot und Olivgrün.
Tischdecken benutze ich nie, die Tischplatte soll nicht versteckt werden, sondern Aussagekräftig und pflegeleicht sein. Die Farbtöne spielen sehr gut mit, egal welches Geschirr gerade verwendet wird.
Die Idee bei der Gestaltung war, den Tisch nicht komplett zu lackieren, sondern einen Bereich auf der Tischplatte frei zu lassen, damit sie sich mit dem weiterhin im dunklen Holz gehaltenen Untergestell (vom Plattenrand abwärts) versteht.
Die Tischplatte hat mir die Lösung gegeben, und zwar habe ich nach Stellen gesucht, die im Furnier nicht beschädigt waren und konnte entdecken, dass einige davon sich in einem Radius zusammen fanden. Ich habe mich entschieden, diesen Radius als „Umlaufbahn“ im originalen Holzton zu belassen und nur die beschädigten Bereiche zu lackieren. So ergab sich die Gestaltung aus konzentrischen Kreisen.
Die Ausführung brauchte ein paar Kniffe, denn gerade Linien mit Malerband auszusparen ist etwas leichter als Rundungen… Ich habe die Mitte der Platte gefunden und baute mir einen provisorischen Zirkel mit einem Messer am Ende. Für den spitzen Fuß des Zirkels musste ich eine feste Pappe an die Stelle kleben, denn gerade dort verläuft die Fuge zwischen den auszuziehenden Halbkreisen.
Die Proportionen der Kreise bestimmte ich in einer Zeichnung. Ich habe die Fläche mit einer Folie für Airbrusharbeit abgeklebt und auf dem Streifen, der als Holz bleiben sollte, ist der Kreis zugedeckt geblieben.
Andere kreisförmigen Abdeckungen mussten bei den Grenzen von Farbbereichen wechseln – die olivgrüne Fläche war abgedeckt, als ich den roten Kreis in der Mitte lackierte – und vice versa. Die beiden rechteckigen Platten, die nach dem Vergrößern der Tischfläche zu sehen sind, wurden identisch lackiert – allerdings bis heute noch nicht mit allen Schichten, was mich inzwischen nicht mehr stört.
Ich habe mich sehr gefreut über die Entscheidung, die Mitte in Zinnoberrot zu gestalten. Das machte den Tisch zum Lebensmittelpunkt. Ich mag das Wortspiel mit Lebensmittel – Punkt, was sehr gut zur Küche passt.
Vor allem als die Scherenlampe irgendwann darauf leuchtete.
In beiden Wohnungen war das wirklich die Mitte, der Ort des Zusammenseins mit Freunden.
Denn weder bei mir damals noch jetzt bei uns gibt es Sofas, die Küche mit dem Tisch in ihrem Zentrum muss diese Rolle übernehmen.
Auch nach dem Umzug landete der Tisch als Esstisch in der neuen Küche (hier und hier zu sehen), hier war die Anpassung anderer Farben schwieriger – der Fußboden mit rustikalen braunen Fliesen und Olivgrün, da landet man sehr schnell in der Jagdoptik. Wie das gelöst wurde, beschreibe ich bald.
Andere Artikel über die guten Tische sind hier und hier zu finden – beide nicht nur prak-tisch, sondern auch poe-tisch.
Deine Leidenschaft für Handwerkskunst und die Liebe zum Detail sind in jedem Schritt spürbar. Der runde Küchentisch ist nicht mehr nur ein Möbelstück, sondern ein Kunstwerk, das sicherlich viele bewundernde Blicke auf sich ziehen wird.
Liebe Grüße,
Yvonne
Danke Yvonne, tatsächlich ist er das Zentrum des Küchenlebens und treuer Begleiter seit Jahren! Viele Grüße Magda