Es gibt reife, ausgefeilte, vollendete Dinge und es gibt Skizzen. Dazwischen liegen provisorische Lösungen. Und sie leben lange und beweisen es jeden Tag, wie gut die Übergangslösungen funktionieren können.
Vor zwanzig Jahren habe ich einen Korpus für ein paar Bleisatz Schubladen gebaut, ein Schubladenschrank als Provisorium, das hält und hält und bleibt.
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Es hat sich mit zunehmender Digitalisierung ergeben, dass klassische Druckmethoden, wie Handsatzdruck, keine Verwendung mehr haben. Bis auf die Wenigen werden die klassischen Werkstätte aufgelöst, die Setzkästen müssen nicht mehr schweres Blei tragen, wenn sie Glück haben, füllen Sammler sie mit kleinen Objekten und hängen sie an die Wand.
Ich habe damals acht Schubladen von der schmalen und langen Sorte geerbt und wollte sie irgendwann richtig restaurieren und ein tolles Schränkchen daraus machen. In dieser Zeit war aber wichtiger, sie überhaupt sinnvoll nutzen zu können, so habe ich mir aus dem, was da war, eine schnelle Konstruktion überlegt.
Wie auf den Fotos zu erkennen ist, habe ich auf Gewindestangen im Wechsel die durchbohrten Latten und Sperrholzstreifen aufgefädelt, zusammen mit einer Platte für oben und einer für den Boden, Hutmuttern drauf, fertig.
Hinten ist eine volle Rückwand, damit die Schubladen nicht verstauben, aber auch für die Stabilität, trotzdem statisch „tanzt“ es ein wenig. Somit ist es auch ein Schubladenschrank für die erdbebentechnisch unsicheren Gebiete.
Unter der Bodenplatte sind kleine Rollen montiert, alles was rollen kann, soll rollen!
Eine Abteilung brauchte ich für etwas höhere Farbenbehälter, so kam ein Abstandshalter in der Mitte zustande. Schubladen habe ich von innen wegen Bleibelastung mit einem blaugrauen Lack versiegelt. Gibt es eigentlich andere Methoden, Bleistaub in solchen Fällen zu binden? (Und ich meine nicht andere Farben von Lack). Wer das weiß, bitte um Kommentare.
Die Tiefe des Schränkchens ist 60cm. Die Schubladen lassen eine Menge an Sachen übersichtlich lagern, vor allem Farbtöpfe und Kleinkram wie Schrauben.
Ich habe mir auch vorgenommen, darin irgendwann Ordnung zu machen, aber es hat ja Zeit…
Inzwischen ist es klar, dass ich den nie mit irgendeinem High-End restaurierten Hochglanzteil ersetzen würde.
…. nach unserer Hochzeit und in der ersten gemeinsamen Wohnung hatten wir noch keinen Couchtisch.
Ein Umzugskarton, zufällig in der Höhe wie ein Couchtisch war passend. Er hielt sich wacker viele, viele Jahre.
Heute ist das natürlich längst Geschichte. Aber so ist das, ein Provisorium hat machmal eine unverhoffte Lebenszeit.
Genau, ich danke Euch! Ich finde es schön, dass Ihr diese Erinnerung hier teilt. Ich glaube, wenn man sich umschaut, finden sich auch andere Beispiele. Toll, dass nicht alles hochpoliert sein muss.
lest das buch:-):
Sandra Danicke: Für immer! Leben mit Provisorien.
es ist köstlich und handelt genau von diesen dingen.
solltest du, shape of the air, es hier nicht in den kommentaren
haben wollen (schleichwerbung?), dann lösch den comment gern wieder.
Ach ein Buch sehe ich nicht als Schleichwerbung, klingt interessant, danke Sylvia.