Kritische Auseinandersetzung, ja. Vor sich hin nölen, nee. Konfrontiert mit der Umgebung, bewusst oder nicht, bewerten wir Dinge, Orte, Elemente. Manchmal ist es reine Geschmackssache (wie entsteht Geschmack?), manchmal gibt es eine logische Erklärung.
Ich kann nicht behaupten, dass ich keine No-Gos habe. Also versuche ich sie unter die Lupe zu nehmen.
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Auf der Hit-List der Fernost-Spezialitäten wurde Feng Shui in letzter Zeit durch die Ordnungslehre von Marie Kondo überholt, vor ein paar Jahren hat man öfter davon gehört, nicht wahr? Dabei ist die Quelle von beiden im Prinzip dieselbe, und das Ziel (sehr grob formuliert) – gute Energie durch sinnvolle Anordnung der Sachen – ebenso.
In meinen Feng Shui Büchern, die nur einen Hauch der Philosophie liefern und eine Umsetzung in die westliche Welt wagen, so vorgekaut wie die westliche Welt das gerne hat, ohne komplizierte Kompassberechnungen und und und, habe ich viele einfache und vernünftige Themen gefunden, die mich in meinen Beobachtungen bestätigt haben. Ein solches Thema ist die Rolle der Spiegel in unserer Umgebung, im Speziellen aber der Schaden, den geteilte Spiegelflächen möglicherweise anrichten können.
Sich im Spiegel zu sehen bedeutet, ein Bild des eigenen Selbst wahrzunehmen. Die angemessene Beleuchtung, glatte, makellose und saubere Spiegelfläche tragen dazu bei, dass unsere Spiegelung stimmig ist. So, wie wir uns gespiegelt sehen, sieht uns niemand. Der Moment, sich zusammen mit einem anderen Menschen in einem Spiegel zu sehen ist immer eine Überraschung, fast ein intimer Augenblick. Wie wäre es, wenn man die Spiegelung nicht hätte? Wie würde das die Vorstellung von einem selbst verändern?
Viel Intro. Zum Thema also: Was macht eine geteilte Spiegelfläche mit uns? Wieso gibt es Spiegelfliesen, die, zusammengekoppelt, einen Käfig für unsere Spiegelung bilden?
Eine solche Fläche liefert ein zerschnittenes Bild, kann das eine gespaltene Wahrnehmung bedeuten? Wahrscheinlich überbrückt das Gehirn die Fugen wenn man sich schnell im Spiegel betrachtet – oder bleiben sie doch im Unterbewusstsein und spalten unser Selbstbild?
Nein, ich möchte auf einer intuitiven Ebene bleiben und keine möchtegernepsychologische Abhandlung starten. Ich will mich einfach in geteilten Spiegeln nicht sehen. Und kann es schwer nachvollziehen, dass Menschen freiwillig so etwas tun.
Wo ist aber die Grenze? Wenn ich die prachtvollen Muranospiegel betrachte, wird die Hauptfläche in einen Rahmen aus kleineren Spiegelflächen eingefasst, die manchmal in verschiedenen Winkeln zueinander stehen, ein Kristallgebilde mit meistens metallischen Verbindungen. Zerstreut das auch die eigene Wahrnehmung genauso wie die Spiegelfliesen? Das hängt von Proportionen des Ganzen ab, grundsätzlich aber schon, denn im Vorbeigehen sieht man sich durch verschiedene Glasflächen wandern. Weniger schlimm als eine Fuge mitten durch die Nase. Aber trotzdem. Dabei kann ich mir vorstellen, einen solchen Spiegel an einer gut überlegten Stelle zu haben, Spiegelfliesen dagegen sind und bleiben mein No-Go.