Viele Vasen und keine Blumen?

„- Und, hat er dir Blumen gekauft? – Warum sollte er, er kennt mich doch!“.
Ich möchte wirklich keine Blumen kriegen. Das ist keine kokette Haltung, da ja jede Frau bekanntlich auf Blumen stehen soll. Nein, die vielen Blumenvasen hier sind nicht ein Zeichen dafür, dass mir irgendwelche Blumen geschenkt werden sollten. Ich kaufe sie selbst auch so gut wie nie. Ich kann meistens mit Schnittblumen einfach nichts anfangen. Also was jetzt, viele Vasen und keine Blumen?

Sammlung der Blumenvasen in verschiedenen Farben Varbverläufe

(Scroll down down down for the English summary)

Auf dem Balkon, in dem Minigarten im dritten Stock versuchen wir alles Mögliche zu züchten, das soll wachsen, klettern und auch blühen, also leben. Ich entdecke die abgefahrenen Konstruktionen der Blüten total gerne, die Designideen, die sich hinter unterschiedlichsten Methoden der Fortpflanzung verbergen. Die Zusammenarbeit mit Insekten, deren Bzzz bei uns ständig zu hören ist, das macht viel aus. Beobachtungen, wie eine dicke Hummel wie ein Dompteur zwischen den Kiefern der Löwenmäulchen-Blüte verschwindet, dann sagt die Blüte „mmbm… mbmmm… muap“ und spuckt die Hummel wieder heraus.
Blumenvasen aus dunkelblauem Glas viele Vasen keine Blumen
Kleine Blumenläden mag ich wegen ihrer Atmosphäre, das ist schon komisch, wenn ich für mich keine Blumen kaufe. Manchmal, für eine Person, die sich darüber freuen wird, stelle ich seltsame Kompositionen aus abgefahrenen Blüten zusammen. Selten, denn ein Besuch im Blumenladen erfüllt mich mit einem Gefühl, nicht konsequent zu sein und mit schlechtem Gewissen dazu, da ist alles so schööön und ich stehe überhaupt nicht darauf. Dass mir vielleicht was fehlt.
Grüner Tisch mit einer Pfingstrose in einer grünen Vase
Konsequent zu sein ist auch keine Lösung, so macht man sich das Leben manchmal schwer.
Pfingstrosen, zum Beispiel, mindestens eine muss jedes Jahr sein. So wie jetzt, aus einer festen Kugel entfaltet und als Erinnerung an meine Großmutter, die fantastische Pfingstrosen in Rosa und Weiß im Garten hatte und einen üppigen Strauß auf dem Esstisch stellte.

Das war aber auch ein Esstisch, den das nicht gestört hat. Es passte zu seinem Image, einen Blumenstrauß zu tragen, alles war stimmig.
Sammlung violetter Vasen Kugelformen
Früher gehörte auch Flieder von Gärten der Freunde zu den wenigen von mir zugelassenen Blüten dazu. Unter einem solchen Strauß lagen pfefferkorngroße Artefakte auf dem Tisch herum. Immer mehr davon. Und die grünen Blätter hatten immer mehr Löcher. Als ich diese zwei Fakten kombinierte, ergab sich ein Täterprofil. Nur der Täter war nicht zu finden, da genial optisch im Fliedergrün getarnt. Erst bei Blatt-für-Blatt Durchsuchung entdeckte ich die fette grüne Raupe. Seitdem ist Flieder auch Tabu.
Schwarze Blumenvasen mit Bemalung
Schnittblumen sind tot, kurz vor dem schönsten Moment abgeerntet, es kann nur schlimmer werden, sie verwelken und gammeln. Schlimmer sind nur trockene Blumen, morbide Mumien, die im Krampf erstarrten und nur den Staub anziehen. Keine gute Energie. Und allgemein, die Umweltaspekte der Blumenwirtschaft können hier nachgeschlagen werden.

Vielleicht ist meine Abneigung aber nicht gegen die Schnittblumen selbst, sondern Mangel an richtigem Platz für sie? Ich mag Räume, Möbel, Dinge, ihre Aussage, Charakter, Zusammenhänge, die sie ohne Blumen haben. Da ist für mich genügend Schönheit versteckt. Ein Zuhause ist für mich nicht an dem Klischeehaften Bild Tisch-Vase-Strauß verankert. Ich frage mich manchmal, bei wie vielen Menschen das genauso ist, nur sie geben es nicht gerne zu?

Dekoration ist nicht mein Ding, das betrifft auch solche Themen wie Weihnachten oder Ostern, zu meinem Geburtstag im März, ich sage doch danke, aber bitte nächstes Jahr wirklich nicht…

Wie edle, bittere Schokolade übrigens, auch so eine Vermutung, dass ich sie mögen sollte. Ja, ich könnte manchmal in Schokolade eintauchen; aber nie in die dunkle und bittere. Wie soll ich das diplomatisch kommunizieren? Durch die Blumen?
Pastellfarbene Blumenvasen auf einem Schrank dahinter Shaker Holzschachtel
Wenn ich also doch einen Strauß in der Hand habe, renne ich ziemlich hilflos durch die Wohnung und versuche ihn unterzubringen. In meisten Fällen landet er auf dem Küchentisch, ich zupfe die ganzen volumentoupierten Blätter und Gräser heimlich heraus, lasse nur das Wesentliche stehen… Und hoffe, dass es sich nicht all zu lange hält.
kleine Miniaturen Blumenvasen aus Glas und Keramik
Aber Blumenvasen, davon gibt es einige. Objekte, die normalerweise eine Erwartungshaltung manifestieren: „Ich bin ein Gefäß, gieß mir Wasser rein und lass Blumen darin stehen…“
Hier manifestieren sie „Ich bin was ich bin und brauche keine Blumen oder sonst was dazu.“
Habe ich sie wegen dieser Rolle gesammelt, die nicht erfüllt werden soll? Tiefenpsychologie der Blumenvasen lässt grüßen?
Pastellfarbene Blumenvasen in einer Reihe

ENGLISH SUMMARY: Many vases and no flowers?

„- And, did he buy you flowers? – Why should he, he knows me!“.
I really don’t want to get flowers. This is not a flirtatious attitude, since every woman is known to be into flowers. No, the many vases of flowers here are not a sign that any flowers should be given to me. I hardly ever buy them myself either. I just can’t do anything with cut flowers.
On the balcony, in the mini-garden on the third floor, we have all kinds of plants, that should grow, climb and also bloom, live. I really enjoy discovering the crazy constructions of flowers, the design ideas that are hidden behind the most diverse methods of reproduction. Working with insects, whose bzzz can be heard in our house all the time, that makes a lot of difference. Observations of how a fat bumblebee disappears like a tamer between the jaws of the snapdragon flower, then the flower says „mmbm…. mbmmm… muap“ and spits the bumblebee back out.
I like small flower stores for their atmosphere, it’s tricky, as I don’t buy flowers for myself. Sometimes I put together strange compositions of whacky flowers for a person who I know will be pleased. Rarely, because a visit to the flower store fills me with a feeling of not being consistent and with a bad conscience, that everything there is sooo beautiful and I’m not into it at all. That maybe I am missing something.
Being consistent is not a solution either, that’s how you make your life difficult sometimes. Peonies, for example, at least one has to be there every year. Like now, unfolded from a solid ball and as a reminder of my grandmother, who had fantastic peonies in pink and white in the garden and put a lush bouquet on the dining table.
But this was also a dining table that didn’t mind. It suited its image to carry a bouquet, everything was coherent.
In the past, lilacs from friends‘ gardens were also among the few flowers I allowed. Peppercorn-sized artifacts lay around on the table under one such bouquet. More and more of them. And the green leaves had more and more holes. When I combined these two facts, a perpetrator profile emerged. Only the perpetrator was not to be found, because ingeniously optically camouflaged in the lilac green. Only by leaf-by-leaf search I discovered the fat green caterpillar. Since then lilac is taboo too.
Cut flowers are dead, harvested just before the most beautiful moment, it can only get worse, they wither and rot. The only thing worse is dry flowers, morbid mummies, frozen in spasm and attracting the dust. Not a good energy.
But maybe my dislike is not for the cut flowers themselves, but lack of proper space for them? I am into rooms, furniture, things, their statement, character, contexts they have without flowers. There is enough beauty hidden there for me. A home for me is not anchored to the clichéd image of table-vase-bouquet. I sometimes wonder how many people feel the same way, only they don’t like to admit it?
Decoration is not my thing, this also applies to such topics as Christmas or Easter, for my birthday in March I say thank you, but please next year really not…
Like noble, bitter chocolate by the way, also such a guess that I should like it. Yes, I could sometimes dip into chocolate; but never the dark and bitter. How do I diplomatically communicate that?
So when I do have a bouquet in hand, I run around the apartment rather helplessly trying to place it. In most cases it ends up on the kitchen table, I secretly pluck out all the volume backcomb leaves and grasses, leaving only the essentials… And hope that they won’t last too long.
But flower vases, there are a few of them. Objects that usually manifest an expectation, „I am a vessel, pour me water and let flowers in me…“
Here they manifest „I am what I am and I don’t need flowers or anything else to go with it.“
Did I collect them because of this role that is not to be fulfilled? Deep psychology of flower vases says hello?

2 Gedanken zu „Viele Vasen und keine Blumen?

  1. die sind so schön, die brauchen keine blumen:-))).
    ich könnt nicht ohne – aber welche blüte bitte
    sollte sich inmitten all der tollen vasen wirklich
    ganz besonders fühlen? keine, keine! so bleiben die
    vasen alleine, aber das passt.

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