Das Reparieren ist sicherlich meistens ein technischer Vorgang, oft eine Notwendigkeit, eine Sparmaßnahme, immer öfter eine umweltbewusste Aktion zur Vermeidung von Müll und und und. Es kann aber auch eine Philosophie sein, die all das verbindet. Denn es gibt Menschen, die grundsätzlich reparieren.
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In den letzten Jahren ist das salonfähig geworden, und noch wichtiger – es hat zu manchen Köpfen Zugang gefunden, dass es nicht nur keine Schande, sondern vielmehr eine bewusste Handlung mit vielen positiven Seiten ist. Vor einigen Jahren noch undenkbar: anstelle von etwas Kaputtem (wann ist etwas kaputt?) ein neues, besser entwickeltes Produkt zu kaufen und das alte Objekt sorglos zu entsorgen war eine alltägliche Prozedur.
Die Philosophie der Reparaturen braucht Zeit. Ein Bedürfnis, Gegenstände grundsätzlich zu retten ist ein Anfang, und das Wort „retten“ betont den Bezug zu den Sachen. Dann kommt eine Idee, die manchmal reifen muss, auch wenn sie intuitiv schon immer da war. Und die Ausführung.
Das betrifft große und kleine Vorhaben, ein Gebäude genauso wie einen Schlüsselanhänger. Auch Kleidung, da fällt es vielen Menschen mittlerweile leicht, völlig Neues aus guten alten Stoffen zu komponieren.
Man kann technisch so vorgehen, dass nach Möglichkeit der Originalzustand wiederhergestellt wird, oder aber – vor allem, wenn das nicht möglich oder nicht wünschenswert ist, eine neue Lösung anzustreben. Und dann wird es für mich spannend.
Zu diesem Projekt gibt es keine vorher-nachher Fotos, das „vorher“ kann man sich aber ziemlich gut vorstellen: ein Nierentisch von meinem Freund aus den 50er Jahren, bis auf kleine Oberflächenstellen gut in Schuss, Schwachstelle: Randprofil. Manchmal waren sie damals aus Metall, häufig aber aus Kunststoff und die waren leider sehr schnell angegriffen, also richtig geplatzt und gerissen, wenn der Tisch einige Umzüge und andere Erlebnisse hinter sich hatte. Zuerst habe ich nach einem ähnlichen Profil aus der Zeit gesucht, auch ein komplettes von einem Freund bekommen, seine Höhe passte aber nicht zu der Tischplatte.
Wenn das beschädigte Profil von dem Tisch abgenommen wird, ist meistens eine hochattraktive Spanplatte zu sehen. Ich habe mich entschieden, eine neue Geschichte daraus zu machen, um die Spanplatte gut abzudecken und dem Tisch ein neues Leben zu geben.
Es gibt im Bereich Modellbau eine biegsame Sperrholzart, die 1mm stark ist und aus 3 Schichten besteht. Sie ist sehr hart und robust, und daraus habe ich meinen neuen Rand gemacht.
Ich wollte das allerdings nicht bei der reinen Holzoptik belassen, weil die cremefarbene Oberfläche mit den olivgrünen Mustern dadurch zu wenig (für meinen Geschmack) zur Geltung gekommen wäre. Also färbte ich die zugeschnittenen Holzstreifen olivgrün mit einer durchsichtigen Beize, sodass die Holzstruktur minimal durchscheinen konnte. Darauf erfolgte eine Schicht von silbernen (da ich Silber auf Holz unheimlich gerne verwende und die Original-Randleisten der Nierentische meistens auch metallische Optik hatten) Streifen.
Dafür habe ich eine Schablone aus Folie ausgeschnitten. Der Tisch ist ein Dreieck mit abgerundeten Ecken, meine Sperrholzstreifen wurden jeweils in der Mitte einer Seite gekoppelt. Das Ganze zuerst verleimt und die drei Nahtstellen zusätzlich mit Nägeln abgesichert.
Ich mache keine direkte Anleitung dazu, denn – jemand der/die das so machen könnte, kann es anhand von Fotos und der Beschreibung erkennen. Zweitens – ich möchte, dass es ein Beispiel ist, wie man das für sich selbst lösen kann. Es gäbe sicherlich viele andere Möglichkeiten, ich habe das so gemacht, I did it my way, do it your way!