Die Queen war immer da.

Die Suche nach festen Punkten im Universum ist nicht einfach. Die hat wahrscheinlich jeder für sich, natürlich wohl wissend, dass alles im Fluss ist. Sie hängen von der Weltbetrachtung ab und so variiert auch ihre Bedeutung.
Ich sehe sie oft erst später, wenn ihre Selbstverständlichkeit nicht mehr gegeben ist.
Die Queen war immer da.

(Scroll down down down for the English version)

Die ersten Briefmarken mit dem sehr jungen Profil der Königin wurden von mir nicht gesammelt, sie kamen einfach auf der Rückseite der Postkarten, die mir eine weit reisende und mit vielen internationalen Freundschaften gesegnete Dame in meiner Kindheit immer wieder geschenkt hat.

Damit entdeckte ich das System, dass das scheinbar Gleiche in verschiedenen Farben mich unheimlich anzieht. Beuteschema einer gefährlichen Sammelleidenschaft, der ich bis heute erfolglos zu widerstehen versuche.

Diese fremden Freundschaften weckten meinen Hunger, in Zukunft meine Eigenen irgendwann auf diese Art zu pflegen. Und tatsächlich, durch einige Brieffreunde aus der Grundschulzeit, Penpals, fing ich an, meine eigene aufregende Korrespondenz zu erleben, und auch in meinem Briefkasten fand ich plötzlich sie: Die bunte Königin.

Viel später, mein Jahr in Schottland, klebte ich sie selbst auf Briefe an meine Eltern und Freunde. Genauso jedes Mal aus London. Und weiterhin kamen auch Briefe von Freunden…

Und jetzt musste ich alle Umschläge und Postkarten danach durchsuchen, weil mir klar wurde, dass sich das nach dem Tode der Queen ändern wird. Eine der Säulen meiner Welt, das Profil mit dem Hintergrund in vielen Farbtönen würde es nicht mehr geben. So fragte ich Freunde danach, mir noch ein paar davon zu schicken, wenn sich noch welche finden – danke dafür!

Ich möchte mich auf keinen Fall in die Diskussion einschalten über Königreich, Rituale, Zeitmäßigkeit und so weiter, die die Ereignisse der Royals begleiteten.
Meine Verbindung stellten diese Briefmarken her, mein Leben lang konsequent in der gleichen Form, mit kleinen philatelistischen Feinheiten und ihrer wechselnden Farbgebung.

ENGLISH: The Queen has always been there.

The search for fixed points in the universe is not easy. Everyone probably finds them for themselves, knowing full well that everything is in flux. They depend on how you perceive the world and so their meaning varies.
I often only see them later, when their obviousness is no longer the case.
The Queen has always been there.

I did not collect the first stamps with the very young profile of the Queen, they simply came on the back of postcards that a lady who travelled a lot and was blessed with many international friendships used to give me in my childhood.

With this, I discovered the system that the seemingly same thing in different colours attracts me uncannily. The pattern of a dangerous passion for collecting, which I still unsuccessfully try to resist today.

These unfamiliar friendships awakened my hunger to cultivate my own in this way at some point in the future. And indeed, through some pen pals from primary school days, I began to experience my own exciting correspondence, and I suddenly found her in my letterbox too: The Colourful Queen.

Much later, my year in Scotland, I would stick them myself on letters to my parents and friends. I did the same every time from London. And letters from friends also continued to come…

And now I had to look through all the envelopes and postcards for them, because I realised that this will change after the Queen’s death. One of the pillars of my world, the profile with the background in many shades would no longer exist. So I asked friends to send me some if they could still find some – thanks for that!

I certainly don’t want to get into the discussion about the kingdom, rituals, temporality and so on that accompanied the events of the Royals. My connection was made by these stamps, consistently in the same form throughout my life, with little philatelic touches and their changing colouring.