Während des Kunststudiums habe ich mich gerne mit Abformtechniken beschäftigt.
Dabei sind unter vielen anderen diese Gipsmodelle von einfachen Marmeladengläsern entstanden. Ich glaube, nach dem ersten, aus durchgefärbtem Gips abgegossenen Glas, habe ich ein Serien-Bedürfnis gespürt und leichte Unterschiede in Färbung und Tiefe ausprobiert. So kam diese Serie zustande, die sich aus einer einfachen technischen Übung in eine Art Hommage verwandelt hat.
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Die Geschichte dahinter ist einfach: Die Pflaumenmarmelade meiner Mutter war immer ein Ereignis im Herbst, bei dem ich gerne geholfen habe, vom Entkernen der Früchte bis zum Auskratzen der Spuren im großen Topf, als die Gläser bereits befüllt zur Abkühlung zusammengestellt waren. Dieser Geschmack, die Wohnung voller Duft und meine Mutter in der Küche am Rühren – all das war ein Gefühl von Zuhause.
Als ich ein Jahr in Schottland verbringen sollte, habe ich ein Glas mitgenommen, eigentlich komisch, da Großbritannien für den Reichtum an Jams und Konfitüren berühmt ist… Aber die Maßnahme gegen eventuelle Stimmungstiefs in der Fremde musste mit.
Seitdem ich in Hannover wohnte, florierte der Export der Gläser – bei jeder Gelegenheit, als meine Bücher und andere Sachen zu mir gefahren sind, kamen auch ein paar mit der liebsten Hand beschrifteten Gläser mit. Ihre Wichtigkeit hat also in den Gipsformen einen privaten Denkmal bekommen.
Ich schaue mir die Fotos der verschiedenen Wohnungen an. Zum ersten Mal wurden die Gläser in einer geraden Reihe über der damaligen Speisekammer aufgebaut. Nur eine vergilbte Aufnahme aus den Neunzigern, aber immerhin.
Danach, in einem Atelierhaus hatte nur ein Glas Platz – die Küche war symbolisch und alles musste reduziert werden, auch Denkmäler!
Das war gut so, die Zeit hat mich darin geprägt, wenig zu brauchen und minimal ausgestattete Küchen zu genießen.
Dann, in der Wohnung, deren Küche und Speisekammer ich hier schon gepostet hatte, hab ich leider kein Foto von dem Gipsglas gefunden. Es war aber in der Speisekammer an der Wand, gegenüber von dem kleinen Fenster, platziert. Wieder nur eins.
In der aktuellen Küche hat sich für alle sechs viel Platz an der Wand gefunden, für die Wandgestaltung über der Speisekammer, mit der sie am liebsten in Verbindung bleiben. Darin, tief in einer Schublade, habe ich noch zwei Gläser mit Pflaumenmarmelade, für die dunklen Stunden im Leben. Bis neulich, als uns Covid erwischt hat, waren es noch drei.
Liebe Magda, es ist schön zu spüren, dass Deine Wohnung das absolute Abbild Deiner Persönlichkeit mit wesentlichen Erfahrungen, Bedeutungsgebungen und Ichbildung sind. Als Künstlerin nutzt Du diese und setzt sie in den Wohnungsrahmen. Ulla
Liebe Ulla, danke! Ich denke, das passiert einfach…
Sehr schön. 🍊🍊🍊
Der Weg von Pflaume /Marmelade / Glas / Gips /Wand und das Bedeutungsspektrum – gefällt mir.
Danke, Christiane! Ich mag Deine Wegbeschreibung!
Was ist das denn für eine schöne Küche;)
Danke! Die Küchengestaltung als solche kommt noch.