„Ich habe noch keine Weihnachtskarte geschrieben“, sagt meine Freundin über ihrem Cappuccino. Ich auch nicht, hm, seit Jahren keine mehr. Vor ein paar Wochen habe ich mir eine Schublade vorgenommen, eine von der Sorte, wo Briefe und Karten, die ich bekommen habe, reingestopft werden, bis sie überkocht. Wenn es soweit ist, schaue ich mir ihren Inhalt an.
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Jede Menge Weihnachtskarten dabei. Aus vielen Ländern, die guten Wünsche in vielen Sprachen in der Schublade komprimiert, sodass beim Öffnen eine leise warme Bö positiver Energie emporsteigt.
Ein Ritual, die analogen Karten zu schreiben, ist eine fast vergessene Sache. Umso schöner finde ich, dass sich manche Freunde immer noch daran halten, das sind die, deren Handschrift mir vertraut ist. Bei so vielen Menschen, die ich kenne, ist das nicht der Fall, ist das nicht seltsam?
Meine eigene Handschrift geht auch verloren, das Getippe scheint überhand zu nehmen. Sogar beide Hände, wobei die richtige eigenhändige Schrift immer wieder als tiefe Sehnsucht von sich hören lässt. Meistens wird diese Sehnsucht am Einkaufzettel gestillt, irgendwie Schade, wenn ich damit gute Wünsche schreiben könnte. Muss ich mir für das nächste Jahr vornehmen.
Dabei finde ich etwas ganz Spezielles – noch in gedruckter Form, später überwiegend digital – fraktale Weihnachtsbäume meines guten Freundes.
Ich habe in den letzten Jahren überwiegend digitale Wünsche produziert, habe versucht, überraschende Konstrukte zu fotografieren, das machte immer viel Spaß:
Ein Ritual wird dieses Jahr nicht stattfinden: Den Geburtstag meiner guten Freundin zu verdrängen und mich am Tag danach zu entschuldigen. Wer Weihnachten geboren war, ist doch selber schuld, oder? Jetzt ist es anders, sie ist nicht mehr da und ich denke an alle meine verspäteten Grüße und es fühlt sich traurig an mich zu erinnern, wie wir darüber lachten.
Meine Weihnachtskartenforschung wollte nicht in der Schublade enden. Ich habe mich an eine Box erinnert, in der Korrespondenz meiner Eltern, nach der Wohnungsauflösung mitgenommen und noch nicht von mir gelesen, seit Jahren wartet. Hier finde ich nicht nur Handschriften, sondern auch Adressen aus der Vergangenheit, manche noch vor meiner Zeit, so kann ich jetzt digital reisen, in die Street Views, um zu sehen, wo meine Wurzeln sind. Diesen, manchmal sehr bescheiden gestalteten Grußkarten bin ich dafür dankbar.
Das ist die vierte Weihnachtszeit auf meinem Blog. Mit besten Wünschen an meine regelmäßigen und auch zufälligen Gäste möchte ich an die anderen Beiträge erinnern:
- An den Brauch des leeren Gedecks,
- an das rote Glas,
- Weihnachtsschmuck aus meiner Kindheit
- und Weihnachtssterne in den Straßen in unserem Kiez.
Peace.
Die abgebildeten Postkarten bleiben geistiger Eigentum ihrer GestalterInnen.
That’s a very sincere, gentle post. I too didn’t send cards this year. And I always do. But it is an expensive thing to do when an international stamp costs €2.20! I used to send around 40 cards. That would be €88 now plus the actual cards. So instead I donated money to two charities. I think maybe it’s better to send random cards/letters when one has something special to say. Maybe.
Thank you, Roisin! This is true, it also means the expenses. The option to support charity is great, it reminds me I have also a donation to make. It feels sad somehow, that this whole thing about Christmas, not only cards, but also decorations, presents and all that – this is no longer there for me, I just want it to be over. Anyway, the days get longer again, to say something positive!