“Hier wohnt ein Tausendfüßler” war eine Begrüßungsformel einer Bekannten, die in ihrem Flur einen 3D Teppich bestehend aus Ballerinas, Pantoffeln und Slippern zu haben pflegte. Um ihre kultivierte Wohnung voller Antiquitäten zu betreten, mussten Gäste auf Zehenspitzen einen seltsamen Parcours absolvieren. Vielleicht war es aber auch eine Maßnahme gegen Diebe, damit sie im Dunkeln stolpern? Diese etwas filmische Vorstellung dient hier als dramaturgischer Gegenpol zu dem, was ich beschreiben möchte. Es geht nämlich um ein DIY minimalistisches Schuhregal aus Holz, das wir uns gebaut haben.
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Habt ihr keine Schuhe? Wir haben einige Paare, bei mir liegt es daran, dass ich sie kaum kaputt mache und so kann es passieren, dass ein Paar mich seit 20 Jahren begleitet. Mit der Unterstützung von unserem großartigen Schuster auf der Ecke.
Schuhe sind ein Thema mit vielen Facetten. Sie bringen das Draußen, das man teilweise gerne verblendet, nach innen, in unsere Wohnungen. Menschen, die Treppenhäuser der Mehrfamilienhäuser mit ihren Schuhen belagern, wollen das nicht, dabei will ich ihre Sammlung gar nicht sehen und die Übernahme der gemeinsamen Fläche…
Bei manchen Bekannten muss man Schuhe ausziehen, ok, wenn krabbelnder Nachwuchs auf dem Boden tobt ist das klar, manchmal fühle ich mich unwohl, oben herum in Schale geschmissen zu sein und unten nur in Socken, die Geister spalten sich. In Ländern, wo Schuhe prinzipiell nicht in die Wohnräume mitgenommen werden, ist die Situation klarer.
Zum Beispiel der Genkan in Japan, was als Barriere und Verbindung gleichzeitig bedeutet, ein Raum, wo die Schuhe ausgezogen und gelassen werden. Es ist nicht in jedem Mietwohnungsflur möglich, so einen Bereich abzutrennen.
Jedenfalls lassen wir die Schuhe nicht im Treppenhaus stehen, eine Aufbewahrung musste also in der neuen Wohnung gebaut werden. Zudem so, dass die Fläche des Flurs, die vor lauter Türen begrenzt ist, nicht für das Schuhregal geopfert wird.
Die Konstruktion ist einfach: Ein Brett, Nadelholz, 20mm x 20cm x 2m. Rundstäbe aus Buche, Durchmesser 10mm, die in Stücke von jeweils 22cm geschnitten wurden. Die Zahl 2 scheint hier einen besonderen Stellenwert zu haben. Buche ist nicht zwingend, aber es ist wichtig, dass die Stäbe stabil sind und sich unter dem Gewicht der Schuhe nicht verbiegen.
Die Öffnungen in dem Seitenbrett wurden so geplant, dass die Reihe, wo die Absätze stehen, ca 2cm höher ist, als die, die Schuhspitzen hält. Das ist auch für flache Schuhe ganz ohne Absatz in Ordnung und die mit Absatz können sich darin einhaken. Die Höhe von jedem Schuh-Luftraum kann natürlich individuell geplant werden, bei uns, da wir meistens knöchelhohe Schuhe haben, ist es 20cm.
Wir haben die Löcher im Brett durchgebohrt und die Stäbe mit etwas Holzleim darin befestigt.
Wichtig: Die Bohrmaschine mit einem Bohrständer benutzen, damit man hundertprozentig senkrecht bohrt.
Ein Seitenbrett reicht, wer möchte, kann natürlich auch die andere Seite mit einem Brett abschließen. Uns war es wichtig, wie schon oft bei eigenen Erfindungen, den Zweck mit den wenigsten Maßnahmen zu erfüllen.
Bis auf die Bohrmaschine braucht man einen Zollstock und etwas zum markieren, also nicht viel Werkzeug.
So ein Regal muss nicht an der Wand befestigt werden, es kann nirgendwo hin, es steht nämlich brav zwischen der Seitenwand vom Schrank und der Flurwand dahinter. Da freut sich meine Abneigung gegen das Dübeln. So können auch Raumecken hinter bestehenden schweren Schränken nachträglich genutzt werden.
Damit das Trägerbrett flach an der Wand liegt, haben wir die Fußleistenstärke oben mit einem Klötzchen ausgeglichen.
Die Lage hinter einem Schrank ist ein guter Versteck. Gleichzeitig genießen die Schuhe eine luftige Ecke, sie müssen nicht in einem geschlossenen Schrank stehen. Auch nicht in Kartons, hier auf dem Regal ist der Überblick ganze Zeit möglich, zwei Mal im Jahr wird saisonal gewechselt, Sandalen machen für die Winterboots Platz und vice versa.
Zwei solche Regale haben wir in zwei Enden vom Flur versteckt und so können wir nicht behaupten, dass bei uns ein Tausendfüßler wohnt. Mit demselben Patent haben wir übrigens auch ein Weinregal zusammengesteckt, der Artikel über die Küchenplanung kommt bald.
💚💚💚
Danke!
Du bist wie ein Fass voller kreativer Ideen, und ich denke, dass es noch lange nicht leer ist.
Ich freue mich auf Deine kommenden „Werke“!
Gruß, Gerda
Danke Gerda! Die hier haben wir zusammen konzipiert und gebaut, wie viele andere Sachen in dieser Wohnung. Wenn wenig Platz da ist, müssen untypische Lösungen her… Liebe Grüße!